Hiroshima:
Gedenken an mehrere 100.000 Tote als Folge einer Bombe, der ersten Atombombe im Kriegseinsatz. Wie kann das angemessen gelingen? Hiroshima versucht das seit Jahrzehnten mit Stätten des Gedenkens, Friedenssymbolen, einem fast zerstörten Gebäude und einem Museum.
Wir sind vorgewarnt von einem netten Texaner, der in Matsuyama (beim Dogo Onsen) lebt: Nehmt euch nichts anderes mehr vor für den Tag, nach dem Museum seid ihr in so trauriger Stimmung, da mögt ihr nirgends mehr hin. Vielleicht hat das unsere Erwartungen zu hoch getrieben. Das Museum wird derzeit renoviert- und das war auch dringend nötig. Alles wirkt sehr abgenutzt, schlimmer noch: Der Aufbau der Ausstellung irritiert uns erheblich. Es scheint eher die Faszination der Wucht einer atomaren Explosion im Vordergrund zu stehen als das Schicksal der Menschen. Filmchen verschiedener Explosionen (Tests der Bombe) und ein Erklärvideo, wie Kernspaltung funktioniert, werden von Besuchern mit ihren Iphones abgefilmt. Fotos schrecklich verbrannter namenloser Menschen neben Bambusstäben, deren eine Seite vom Atomblitz gebleicht ist...wir sind nicht ergriffen, eher entsetzt. Allerdings fehlt wohl wegen des bis 2018 geplanten Umbaus Vieles der Ausstellung, besonders über das Leben im zerstörten Hiroshima vor dem 6.Mai 1945, 08.15h. Die fast vollständig traditionell aus Holz gebaute Stadt war bis zu diesem Tag nicht aus der Luft angegriffen worden. 6-8000 Jugendliche waren im Arbeitseinsatz, es sollten durch Abrisse Feuerschneisen geschaffen werden- eben für den erwarteten Fall von Bombenangriffen. Solche hatten in anderen japanischen Städten zu Feuersbrünsten geführt, dem sollte vorgebeugt werden. Fast alle kamen sofort ums Leben, insgesamt wohl 140.000 im Moment der Explosion, noch einmal so viele in den Folgejahren durch Strahlung und andere Folgen der Bombe. Alles brannte nieder. Die Opferzahlen fanden wir verstreut und widersprüchlich, fast scheint es, als sei jeder Tote der Stadt bis heute ein Opfer, so werden jedes Jahr Namen Verstorbener an einer Gedenkstelle angebracht. Im Museum falten Besucher gleichzeitig Papier-Kraniche. Sadako Sasaki erkrankte 1954 in Hiroshima an Leukämie, das Mädchen faltete vor 60 Jahren Kraniche in der Hoffnung, 1000 vor ihrem Tod zu schaffen und dadurch zu überleben. Hiroshima wird bis heute mit unzähligen solchen bunten Vögeln überschüttet, sie sind ein Symbol der Friedenswünsche weltweit geworden. Sadako starb 1955, ob der Frieden durch Faltarbeiten sicherer wird? Gleichzeitig erzählt eine freiwillige Führerin im Museum ihre Meinung, die Amerikaner hätten Kapitulationswünsche der Japaner vor August `45 abgelehnt, weil sie die teuer entwickelte Bombe testen wollten. Eine zumindest gewagte These... Uns jedenfalls hat das Museum nicht überzeugt oder gepackt, mehr das Memorial- fast ohne Opfernamen, da es wohl keine Daten über die Opfer mehr gab, alle Daten der Einwohner waren mit verbrannt. Verblüffend, wie lebendig die Stadt heute wieder ist, geschäftig, fröhlich, erfolgreich, schön. Nur der Atomic Dome, fast im Hypozentrum der Explosion stehen geblieben, mahnt die Lebenden. |
Peace Park, Museum und Memorial Center:
Heute lieben die Einheimischen in ihrer Stadt vor allem Anderen das Baseball-Team!
Die Carps, schon weit vor dem Stadion auf den Kanaldeckeln verewigt. Uns hatten andere Reisende einen Besuch des Stadions wärmstens ans Herz gelegt, da wusste noch niemand, wie kalt und windig es im April hier sein kann. Schon von weitem überstrahlen die Flutlichter alle anderen bunten Lichter der Grossstadt, raunender Jubel ist zu hören, wir kommen natürlich etwas verspätet am Stadion an, es gab und gibt ja in Hiroshima vieles anderes zu sehen. So ein Baseballspiel kann aber auch Stunden dauern, die Länge ergibt sich nämlich als Folge der Regeln und Treffer bzw. Fehlwürfe. Um etwas vom Spiel zu haben, hat Thomas sich vorab eingelesen. Wikipedia im Hinterkopf hoffen wir also auf ein spannendes Spiel. Karten gibt es auch um kurz vor 7 noch. Wir nehmen die einfachen, die edleren sind tatsächlich ausverkauft. Eingangskontrolle, Rucksack aufmachen, PET-Colaflasche? Geht nicht, bitte da drüben umfüllen! Becher gibt es gratis, aber wir wollten die Cola, weil kalt (!!), eigentlich gar nicht trinken. Ist aber alternativlos. Und auf die Tribüne. Boah...ist das windig! Die jungen Mädels aus dem Ort sind eisenhart, kurze Röcke, blosse Beine, Fan-T-Shirts, uns friert vom Hinsehen. Eine kommt uns die Treppe runter entgegengerannt...stolpert, fällt und schlägt mit dem Kopf gegen eine Kante- üble Platzwunde. Das fängt ja heftig an. Wir finden im fast vollen Stadion rasch einen Platz und dann mal sehen, ob die Regeln des Spiels auch auf dem Platz Anwendung finden. Wer 3 mal nicht trifft, ist aus. Wirklich? Oft sieht es aus, als ob der Schläger gar nicht treffen will...Arbeitsverweigerung?! Noch besser: Nach ein paar Würfen ohne Versuch, den Ball (mit dem Baseballschläger) kräftig wegzudreschen, jubelt das Publikum...und der Schläger läuft zum 1. Mal. Ja was geht hier denn ab? Es steht übrigens 1:0 für die Carps, die Stimmung ist prächtig, auf dem Platz gelingt so gut wie nichts, das Spiel scheint uns langweilig. Das Publikum hat trotzdem mächtig Spass, wedelt mit verschenkten Tüchlein, bläst Luftballone auf, singt mit, holt heisse Suppe und Knabbereien. Wir frieren. Chris will heim. Thomas wenigstens einen Punkt sehen. Das wird wohl nix. Und dann: In letzter Sekunde, dem 8 1/2 sten Inning, schaffen die Gäste einen Run, Ausgleich! Das bedeutet auch, das es noch nicht zu Ende ist. Chris friert. Das Stadion kocht, die Carps direkt vor dem entscheidenden Run....vorbei.Irgendeiner fängt den Ball nicht, wir sehen die Szene am Folgetag mehrfach im Fernseher und auf allen Titelblättern. Das Spiel endet unentschieden, das gibt es nur in Japan. Echt jetzt, woanders (USA) spielen die dann einfach weiter! Egal, wie kalt es ist. |
bei den Carps, im Street-Car und auf runden Rolltreppen und Spezialitäten:
Eine der schönsten Landschaften in Japan soll die Insel Miyajima im Süden Hiroshimas sein. Da muss man hin. Das denken wohl alle... und so ist daraus ein touristischer Anziehungspunkt der ganz besonderen Art geworden. Uns hat es dort nicht gefallen. Wir sind aber nach kurzer Zeit auch wieder zurück.... Hier trotzdem einige Fotos:
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Miyajima:
Hier gehts weiter:
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