So sind wir bei Trelissick gelandet. Wo wir nun mal schon da sind, sehen wir uns das am nächsten Morgen auch an. Erst die Garten- und Parkanlage, dann das schrille und irgendwie völlig verbaute Gebäude, das der Trust noch nicht lange nutzt und das derzeit begutachtet wird. Statische Probleme verhindern die Nutzung des Treppenhauses.
Im Erdgeschoss hat es fast keine Möbel mehr. Diese hat die Familie, die 50 Jahre vorher schon das Gebäude an den Trust übertragen hatte, nach ihrem Auszug noch versteigert. Schade…. Trelissick ist nicht das Highlight der National Trust Sehenswürdigkeiten, aber ganz nett. |
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Langsam nähern wir uns dem südlichsten Punkt Englands, dem Lizard Point. Touristisch natürlich eine der Hauptsehenswürdigkeiten. Wir sehen den kleinen Ort an und laufen dann um die südliche Spitze herum auf dem Küstenwanderweg zum Ort zurück. Es ist Traumwetter, warm und nahezu wolkenlos.
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Wir übernachten in Kynance Cove, laut Prospekt „one of the worlds most spectacular beaches“. (einem der spektakulärsten Strände der Welt). Bei 14°C Wassertemperatur spielen einige Kinder im Wasser. Wenn auch nicht zum baden, aber hier hätten wir es schon noch einige Stunden ausgehalten.
Aber: Unser 14-Tage Ticket des National Trust läuft aus und einige Gebäude wollen wir schon noch sehen, denn die einzelnen Eintrittspreise sind ganz schön happig. |
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St. Michael´s Mount ist unser nächstes Ziel, eine alte Burg mitten im Meer. Die Straße zur Burg kann man nur bei Ebbe befahren oder begehen, also geht´s für uns mit dem Schiff hin. Der Lord, der das Gebäude dem Trust bereits übergeben hat, wohnt noch immer im Anwesen.
Der große Parkplatz gehört aber ihm. Und für acht Pfund dürfen wir auch ein paar Stunden hier parken. Doppelnutzen für den Lord: Der Trust pflegt Garten und hält das Gebäude in Schuss, die Besucher spülen aber Bargeld in die Kasse des Lords. |
Die Burg mit dem kleinen Kirchlein liegt wirklich traumhaft, zumindest, wenn das Wetter so schön ist. Leider ist der Zugang zum Garten schon geschlossen, als wir von der Burgbesichtigung zurück kommen. Schade.
Also warten wir mit vielen anderen, bis der Wasserstand den Fußweg zum Ort möglich macht. Die ganz Harten marschieren schon los, als sie an der tiefsten Stelle bis zum Oberschenkel im Wasser stehen. Wir gehen mit der Masse…. |
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Jetzt schnell noch was essen und dann weiter zum westlichsten Punkt Englands, nach „Land´s End“.
Dieser kleine Ort ist touristisch optimiert, völlig überlaufen und nicht mehr schön. Also ein kurzer Halt und dann weiter zur Suche eines geeigneten Schlafplatzes. |
Finden wir dann an der „Levant Mine“, die wir am nächsten Tag gleich besichtigen.
Cornwall war lange Jahre Bergbau-Zentrum. Zinn und Kupfer wurden gefunden, das alles begann in der Bronze-Zeit. Als die Erze oberirdisch alle waren, begannen die Menschen zu buddeln, im 18. und 19. Jahrhundert kam die industrielle Revolution und der Abbau in grossem Stil. Minengesellschaften wurden gegründet, Arbeitsplätze geschaffen….Kapitalismus! Es gab zur Finanzierung Aktien, die kauften „adventurer“. Der Start der Mine wurde so von 20 Aktionären finanziert, je 20 Pfund war der Einsatz. Darauf zahlte die Mine bei Erfolg Dividenden, insgesamt 12.500 Pfund in den folgenden 20 Jahren, keine schlechte Rendite, oder? Bei ausbleibenden Erfolg kam es zum Call, also einer Nachzahlungspflicht oder neuen Aktionären (Kapitalerhöhung und damit Verwässerungseffekte). |
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Auch hier bekommen wir - wieder von einem Ehrenamtlichen - eine beeindruckende Führung. Die 176 Jahre alte Dampfmaschine zum Betrieb einer Entwässerungspumpe (eine andere betrieb die „Fahrkunstmaschine“) wird hochgefahren und die Funktionen im einzelnen demonstriert. Video!! Die Maschine war ohne jeden Ausfall 63 Jahre lang in Betrieb. Und sie sieht aus wie eben erst gewartet. Grosser Respekt!
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Unvorstellbar, unter welchen Bedingungen die Minenarbeiter hier gearbeitet haben. Zu einer Zeit, wo die Lords und die Oberklasse in den Schlössern wohnten, die wir in den letzten Tagen besichtigt haben.
Runter ging es zuerst auf Leitern, oft eine oder 1,5 Stunden und unten begann bzw. endete die bezahlte Arbeitszeit. Jahrzehnte später: Kennt jemand den Begriff Fahrkunstmaschine? War wohl eine deutsche Erfindung, eine Art Paternoster: schmale offene Aufzugsböden bewegen sich abwechselnd 12 Fuss (3,60 m) hoch und runter, die Männer hopsten rauf und runter über Zwischenböden und sparten so das Leitersteigen. Unbedingt anschauen! |
Eine Versorgung für Kranke oder Alte gab es nicht. Man arbeitete, bis man starb. Im Durchschnitt wurden die Männer 45 Jahre alt. Unter Tage arbeitet wirklich nur Mann, Frauen und Kinder kloppten oben das geförderte Material klein, den Abraum schmissen sie ins Meer, die metallhaltigen Bröckchen wurden mit Hitze bearbeitet.
Lecker muss das hier gerochen haben, Arsen und Schwefel verunreinigten das Erz, beides wurde durch Hitze rausgebrutzelt. Witwenmacher nannte man die Pfannen, wo später das Arsen auch zurückgewonnen wurde…warum wohl? Die insgesamt 70 Meilen Stollen liegen bis in ca. 600 m Tiefe und führen meist unter den Meeresboden hinaus. Vom Schacht aus wurde leicht schräg nach oben gegraben, jeder Stollen bis zu knapp 2 km unter den Ozean hinaus. Im Schacht wurde das gewonnene Material aus den meist senkrecht verlaufenden Adern mit Loren auf Gleisen bewegt. Runter ging leicht, hoch fast nicht leistbar. Für die schweren Lasten wurden Ponys nach unten gebracht, die dort 2 Jahre ununterbrochen arbeiteten. Wieder oben, konnten sie für längere Zeit nichts mehr sehen. In düsteren Ställen mussten sie sich erst wieder an das Tageslicht gewöhnen. |
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Unser letzter Besuch ist in „Trerice“, einem verhältnismäßig kleinen Anwesen. Ursprünglich ein Dorf, erstmals erwähnt ca. 1000 n.Chr.
Hier bekommen wir eine faszinierende Führung eines Archäologen, der erklärt und an verschiedenen Steinen nachvollziehbar zeigt, wie oft hier umgebaut worden ist. Man hätte es hier noch einige Zeit aushalten können, aber wir möchten gerne noch das alte Postgebäude von Tintagel ansehen, das wohl älteste Gebäude Cornwalls. Leider kommen wir zu spät. Heute kein Eintritt mehr möglich. |
Dafür kann man auf dem Parkplatz gegenüber für 3 Pfund mit dem Wohnmobil über Nacht parken. Also, dann jetzt erst mal ein Bier im Pub gegenüber.
Und hier endet unsere 14-tägige National Trust Tour. Viel gesehen und erlebt haben wir. Das Ticket, an das wir bei „Bodiam Castle“ eigentlich zufällig gekauft haben, hat sich echt gelohnt. Insgesamt gehören dem National Trust 500 Sehenswürdigkeiten in ganz England, man könnte also auch mit einem Jahresticket… Einziger Nachteil: Wir wurden zu regelrechten National Trust Fans, fuhren von einem Ort zum nächsten. Lebten in den letzten Tagen also mehr in der Vergangenheit und in schönen Gärten. Vom Leben heute, also den sehenswerten Dörfchen und Städten haben wir weniger gesehen. |
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