Abschied von Pucallpa.... |
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Wieder in den Bergen... |
Es geht wieder in die Berge. Überall wachsen tropische Pflanzen, Wasser fließt direkt von den Bergen. Auf ca. 1.500 m wird es angenehm frisch und wir freuen uns schon auf eine kühlere Nacht.
In Pucallpa hatten wir oft den Luxus unserer Klimaanlage genossen, die uns |
recht ruhige und vor allem moskitofreie Nächte gesichert hat. Aber offene Fenster haben ja auch ihren Reiz.
Kurz bewundern wir die Wasserfälle „La Ducha del Diablo“ (die Dusche des Teufels) und „El Velo de la novia“ (den Schleier der Braut). |
Laguna de los Milagros... |
Tatsächlich verbringen wir eine herrliche Nacht auf dem Parkplatz der Laguna de los Milagros, der Lagune der
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Wunder. Am Abend dürfen wir kurz die Lagune ansehen, ohne Eintritt zu bezahlen.
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im Paradies? |
Am nächsten Morgen dann rechts und links der Straße Kakaoplantagen, Bananenstauden, Reisfelder, Cocospalmen, Papayas, Ananas und sicher noch viel mehr.
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Vor vielen Gebäuden trocknen Kakaobohnen auf der Strasse. Ein Paradies, so scheint es, entlang des Rio Huallaga.
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von der 5N auf die 12A... |
Vielleicht hätten wir stutzen sollen. Die auf unserer Karte als Hauptverkehrsstraße Nr. 12 A ausgewiesene Straße ist nicht ausgeschildert. Prompt fahren wir an der Abzweigung vorbei und müssen drehen. Aber nein, auch bei genauer Nachschau finden wir kein einziges Schild.
Mit dem Abbiegen ändert sich die Beschaffenheit der Straße zu einem steinigen, rauhen und ungepflegten Feldweg. Heftig werden wir durchgeschüttelt, aber so ist das eben. In St. Lucia gibt es zwei Fähren. Ein Mann möchte den Dicken auf die kleine Fähre schicken. |
Ein kurzer Vergleich der beiden läßt uns drehen und an auf die andere Fähre fahren, direkt hinter einem Müllauto passen wir gut drauf. Manchmal ist der Preis ganz egal.
Ok., den müssen wir trotzdem noch hart verhandeln. Gringo Tarife werden verlangt. 50 Sol für 5 min Überfahrt ist wirklich viel zu viel. Am Ufer sieht man schon riesige Betonstützen. Nächstes Jahr, so erzählt uns ein Mann, ist die Brücke und die Autobahn zur Cordillera Blanca und weiter nach Lima fertig. |
von St. Lucia und Uchiza nach... |
Uns bringt schon der Weg aus dem Ort heraus wieder auf den Boden der Tatsachen. Das soll eine Hauptverkehrsstraße sein? Ein schmaler Feldweg? Unglaublich. Egal, dass der Weg nicht asphaltiert ist, wussten wir. Den Rest macht der Dicke schon. Wir haben Zeit und gefüllte Vorräte.
Kurz hinter dem Ort Uchiza stehen wir an einer Stelle, an der rechts von uns Kaffee und links von uns Kakao wächst. Die Straße wird steiler, anspruchsvoller und schmaler. Der Dicke muss durch tiefe Matschseen und Schlaglöcher. Ich bekomme langsam Angst. Wir kommen nur sehr langsam voran. Es ist wenig Verkehr, der Weg ist noch weit, das Ziel auf über 4.000 m Höhe. Mal wieder Kopfkino: Was ist, wenn…. Thomas ist dagegen völlig begeistert, wie toll und entspannt der Dicke die ganzen Anforderungen meistert. |
Als wir zwischen Angst und Euphorie schon fast Streit bekommen, plötzlich ein kleiner Schlag. Ein komisches Geräusch. Irgendwas ist da kaputt.
Gott sei Dank kommen gerade Kaffee -Ernter aus den Plantagen, schieben ihre Tuk-Tuks zur Seite, damit wir nicht den gesamten Weg blockieren. Schnell liegen die beiden Jüngeren mit Thomas unter dem Dicken und schaffen es, den Dicken so fahrbereit zu bekommen, dass Thomas drehen und die paar 100 Meter zum nächsten Gebäude fahren kann. Zufällig wohnen unsere Helfer auch dort. Wir dürfen den Dicken auf die freie Fläche zwischen die Hütten stellen und dort übernachten. Nach kurzer Zeit werden uns frittierte Bananenscheiben gebracht. Lecker und so gehaltvoll, dass wir auf ein Abendessen prompt verzichten. |
Entscheidungen... |
Am nächsten Morgen ist schnell klar: Das Lager, das die Kardanwelle hält, ist hin. So kaputt können wir die 27 km zurück nach Uchiza in die nächste Werkstatt nicht fahren. Wir wollen die Original-Ersatzteile einbauen lassen. Die jetzt in Deutschland zu bestellen und nach Lima schicken zu lassen macht wenig Sinn. Unser Visum taugt nur noch drei Wochen und mit Zoll kann der Versand entspannte vier Wochen dauern.
Die Entscheidung ist schnell gefasst: Wir brechen die Reise ab, fliegen nach Deutschland, erledigen dort noch ein paar Termine, Thomas lässt sich bei einem Arzt durchchecken und dann kommen wir so schnell wie möglich zurück. Den Dicken können und müssen wir genau da, wo er parkt, stehen lassen. In der Trockenzeit soll der Weg deutlich besser sein. Vielleicht ist das ja bei unserer Rückkehr dann der Fall. |
Wie wir vom Dicken nach Lima kommen, wissen wir noch nicht. Unsere neuen Nachbarn schon: Gegen 4.00 Uhr morgens fahren auf diesem Weg Toyota Hillux als „Collectivos“ (Sammeltaxis) in den Ort Uchiza. Von dort fährt um 14.00 Uhr ein Bus in 18 Stunden nach Lima.
Wir können das zwar nur schwer glauben, aber nach Uchiza müssen wir in jedem Fall. Pünktlich um 4.00 Uhr stehen wir nervös und etwas aufgeregt mit unserem Gepäck an der Straße. Kurz vor 5.00 Uhr hält hupend ein Auto. Aber der hat nur noch Platz für Passagiere stehend auf der Ladefläche. Ähhh.. bei dieser Straße?? Das nächste Auto hält. Aber der hat auch nur noch einen Platz im Auto. Thomas steigt mutig auf die Ladefläche, ich soll mich neben einen anderen Passagier auf den Beifahrersitz quetschen. Der Tag fängt schon gut an obwohl es noch nicht mal hell ist und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. |
von der 5N auf die 12A... |
stehend auf der Ladefläche... |
Anfangs fährt der Fahrer relativ verhalten. Ich frage mich trotzdem, wie sich Thomas und die Frau auf der Ladefläche überhaupt festhalten können.
Dann kommen die tiefen Matschseen. Und prompt stecken wir fest und es geht nichts mehr. |
Die beiden Fahrer versuchen die unterschiedlichsten Variationen, um auf die andere Seite des Sees zu kommen.
Ein LKW steht bereits mitten im nassen Matsch - der Fahrer hat aufgegeben und ist verschwunden. |
zurück nach Deutschland... |
Die Jungs haben Erfahrung und mit Hilfe eines entgegenkommenden Fahrzeugs und einem dünnen Strick ziehen sich / uns die Jungs gegenseitig - und uns mit - auf die andere Seite. Nun ist unser Fahrer nicht mehr zu halten. In einer Wahnsinnsgeschwindigkeit heizt er in die Kurven.
Irgendwann kommen wir tatsächlich alle heil in Uchiza an. Es wird gerade hell. Hmmm, jetzt erst mal einen Kaffee. Aber wir haben ja schon vor Jahren in Kolumbien gelernt, dass dort, wo Kaffee angebaut wird, die Menschen löslichen Kaffee trinken. Den bekommen wir hier auch, in einem kleinen Lädchen - und dazu sogar noch einen frisch gepressten O-Saft. Den 14.00 Uhr- Bus nach Lima gibt es wirklich, ein doppelstöckiger sogar. In der oberen Etage sind die Karten erstaunlicher Weise billiger, wir freuen uns auf eine gute Aussicht. Proviant haben wir viel dabei. Unsere Vorräte für die nächsten Tage mussten dafür herhalten. Den Rest haben wir verschenkt. Beim Warten auf die Abfahrt haben die Bediensteten großen Spaß an uns Großen. Unter viel Gelächter werden Fotos von Großen und Kleinen gemacht. |
Unterwegs findet Thomas im Internet relativ günstige Flüge nach Frankfurt, mit einem Zwischenstop in Houston, Texas. Die kann er trotz schlechtem Netz buchen. Vorher sogar noch das ESTA beantragen, weil wir ja so in die USA einreisen.
Abflug gleich am nächsten Tag. Ich bin sehr skeptisch. Wie oft lag ich nach längeren Strecken mit Migräne flach. Aber so muss ich halt früh die entsprechenden Medikamente nehmen, so mein Plan. Im Bus gibt es recht viel Beinfreiheit. Die kleinen Peruaner können sogar auf einer Klappe die Beine ausstrecken. Den ersten Teil der Strecke kennen wir. Es geht zurück, über die Fähre und die Straße in Richtung Süden. Wie immer ist es fast Punkt 18.00 Uhr dunkel und damit haben wir auch keine Aussicht mehr. Der Bus hält nur, um weitere Passagiere ein- oder aussteigen zu lassen. Das geht anfangs auch ganz gut. Aber eigentlich wollten wir uns unterwegs noch eine Flasche Inka Cola kaufen. Keine Chance. Hin und wieder rennen Frauen mit Knabbereien und süßen Getränken in Plastiktüten durch den Bus, aber das ist nichts für uns. |
Wer muss, muss auf das eine Klo im Bus. Richtig voll ist es im Bus Gott sei Dank eigentlich nie. So können wir beide sogar jeder eine Bank belegen.
Der Weg führt uns über Huanuco über die Anden. Richtig schlafen kann man nicht. Ich kämpfe gegen aufkommende Übelkeit, da man sich im Dunkeln an nichts orientieren kann und die Straßen recht kurvig sind. Als ich wieder einmal die Augen kurz aufmache, ist es gerade hell geworden, also kurz nach 6 Uhr. Thomas steht im Gang des Buses. Ich bin ganz stolz auf ihn. Er hält sich an den Gepäckfächern fest und macht Gymnastik. So sieht es jedenfalls aus. Er sieht mir in die Augen, dann lässt er langsam los und fällt um. Schock. Ich schreie laut auf und renne zu ihm. Gleichzeitig mehrere aus dem Bus. Der Busbegleiter ist auch da und versucht, ihm Alkohol / Desinfektionsmittel unter die Nase zu halten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Thomas wieder zu sich. Er schafft es, aufzustehen und sich zu seinem Platz zu hangeln. Er ist käseweiß im Gesicht und schwach. Ich bin einfach nur geschockt und fühle mich völlig hilflos. Der Bus fährt einfach weiter. |
Wir schieben das alles auf die lange, anstrengende Fahrt in der Höhe.
Als wir am Busbahnhof ankommen, lassen wir zuerst alle anderen aussteigen. Dann nehme ich das Gepäck und versuche, Thomas beim langsamen Aussteigen zu unterstützen. Klappt alles gut. Thomas steht stabil neben dem Bus mit dem Handgepäck, ich laufe, um das andere Gepäck zu holen. Gefühlte Sekunden später komme ich mit dem Koffer und ein Mann kommt mir aufgeregt entgegen. Thomas liegt auf dem Boden - wieder bewußtlos. Wieder kommt er relativ schnell zu sich, sitzt hilflos und bleich auf dem Boden und traut sich nicht aufzusehen. Die Umherstehenden schieben nun alles auf die vergleichsweise kalten Temperaturen in Lima. Zwei kräftige Männer helfen Thomas beim Aufstehen und stützen ihn bis in den Wartesaal des Busunternehmens. Ich renne mit dem ganzen Gepäck verzweifelt hinterher. Nun sitzt Thomas auf einem der Stühle, zwischenzeitlich mit Jacke an. Den Tag bis zum Flug wollten wir eh in einem Hotelzimmer verbringen und uns erholen. |
Ich will mit einem Taxi direkt in ein Krankenhaus fahren, aber Thomas hält mich davon ab. Er hat die ganze Nacht nicht geschlafen, zu wenig getrunken, ist erschöpft und will einfach nur schlafen. Also doch - wie ursprünglich geplant - ein Hotelzimmer mieten.
Gut, dass ich direkt vor ihm stehe, denn während unseres Gesprächs fällt Thomas einfach - wieder bewußtlos - nach vorne. Ich kann ihn Gott sei Dank halten aber jetzt nur noch um Hilfe rufen. Thomas ist schon wieder da, als eine Frau kommt und sagt, dass sie Hilfe angefordert hat. Wieder kommen starke Helfer und kurze Zeit später liegt Thomas auf einer Wartebank. Wie gut, dass er nach jeder Bewusstlosigkeit sofort wieder ansprechbar und klar im Kopf ist. Ich organisiere ein Hotel, bei dem wir jetzt bereits einchecken können, es ist ja erst gegen 8.00 Uhr morgens. Dann kommt ein Rettungswagen und zwei Ärzte oder Rettungshelfer. Sie hören Thomas ab, fühlen den Puls und messen die Sauerstoffsättigung im Blut. Sie können so nichts feststellen, möchten Thomas mitnehmen, wollen aber zuerst eine Kreditkarte. Aber Thomas möchte einfach jetzt in ein Bett |
und schlafen. Der Rettungswagen fährt wieder weg.
Im nahen Hotel schlafen wir erst mal aus, duschen und erholen uns. Thomas will jetzt auf jeden Fall nach Deutschland, habe ich das Gefühl. Um die vorgeschriebenen Covid - Tests zu machen, laufen wir - ganz langsam - zum nächsten Krankenhaus und sogar wieder zurück. Alles gut. Im Restaurant nebenan gibt es auch was zu essen. Um 21.00 Uhr fahren wir zum Flughafen. Thomas geht es besser, die Kurzatmigkeit und der Husten ist aber deutlich schlechter, als bisher. Er will unbedingt fliegen, obwohl er weder fit ist noch sich fit fühlt. Ich hätte in Lima nach einem guten Arzt oder einem Krankenhaus geschaut und den Flug verfallen lassen. Beim Einchecken hat Thomas Exit-Seats für beide Flüge verhandelt. So haben wir deutlich mehr Beinfreiheit und Platz. Kaum sitzen wir, muss Thomas wieder husten. Aber statt nach dem Anfall wieder tief Luft zu holen, kippt er - nun das vierte mal - bewußtlos nach vorne. In meiner Hilflosigkeit schreie ich ihn an. Er kommt zwar recht schnell, aber nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zu sich. Gleichzeitig kommt von allen Seiten Hilfe. |
Viel Glück... |
Thomas lehnt jede Hilfe strikt ab. Er hat Angst, dass wir nicht mehr mitfliegen oder auf den Notausgangs - Sitzplätzen sitzen dürfen. Ich habe einfach nur noch Angst.
Ab dem Moment überwache ich angespannt jeden seiner Atemzüge und jeden Husten. Auf alle Annehmlichkeiten des Flugs kann ich verzichten. Erst mitten in der Nacht übermannt mich für kurze Zeit der Schlaf. In Houston verbringen wir die Zeit bis zum zweiten Flug sitzend und ruhend im Flughafen. Der Flieger abends nach Frankfurt hat zwei Stunden Verspätung, die wir leider komplett im Flugzeug verbringen müssen. Thomas geht es gut, ich entspanne langsam wieder. In Frankfurt angekommen, geht es Thomas erst deutlich besser. Er lacht |
und scherzt mit der Flugbegleiterin. Sobald wir aus dem Flugzeug raus sind, kann er aber nur noch mit viel Mühe laufen und ist extrem kurzatmig. So, dass er sich widerspruchslos von mir in einem Rollstuhl durch den Flughafen schieben lässt.
Trotzdem organisiert Thomas eine Mitfahrgelegenheit und verhandelt mit dem Fahrer, dass er uns am Flughafen abholt und bis ans Ziel fährt. Vielen, vielen Dank, Abbi. Im Krankenhaus wird eine zentrale, beidseitige Lungenembolie diagnostiziert. Beeindruckende Bilder aus dem CT überzeugen Thomas, wie es um ihn steht. Glück gehabt. So viel Glück. Noch mehr Glück, dass das Herz nur gering geschädigt ist und Thomas nach drei Nächten unter ärztlicher Aufsicht wieder entlassen wird. |