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Brasília - wir erinnern uns noch gut an die ferne Stadt aus dem Erdkunde-unterricht. Brasília - Ende der 1950-er geplant und gleicht gebaut, 1960 wurde eingeweiht. Zeitgleich erfolgte der Umzug des gesamten Regierungs-komplexes von der „alten“ Hauptstadt Rio de Janeiro.
Der Standort für die neue Hauptstadt wurde bewußt gewählt - durch die zentrale Lage wollte man verdeutlichen, dass man das ganze Land repräsentiert. Sie sollte modern sein, diese Stadt - sehr modern. Die Pläne oder besser der Traum, eine neue Hauptstadt mitten im Land zu bauen, ist schon alt, wurde 1891 in der Verfassung verankert. Die neue Stadt sollte nicht am Meer liegen, aber Wasser haben. Angenehmes Klima war eine Vorgabe, zwischen dem 15. und 20. Breitengrad liegen. |
Drei Männer waren ihre Schöpfer: Präsident Juscelino Kubitschek, Stadtplaner Lúcio Costa und Stararchitekt und Kommunist Oscar Niemeyer, die beiden Letztgenannten Schüler von Le Corbusier, der nicht nur die indische Stadt Chandigarh geplant hat, sondern auch Designer der zeitlosen LC2 Möbel ist.
Mitten im riesigen Brasilien entstand so auf 1.000 m Höhe eine Stadt, deren Grundriss einem Flugzeug gleicht, wobei die wichtigen Gebäude am Rumpf und die Regierungsgebäude im Cockpit stehen. In den Flügeln wurden die Wohngebäude gebaut. Zusätzlich gibt es ein Bankenquartier, ein Hotelquartier etc. Aus luftiger Höhe und auf dem Stadtplan kann man das Flugzeug erkennen, aber vom Fernsehturm, der mitten auf dem Rumpf steht, wohl nicht. Diese Zentrum heisst "plano piloto". |
seit 1960 ist die Hauptstadt mitten im Land: |
hier sieht man die Form des Flugzeugs... der rote Punkt ist im Cockpit: |
Klingt alles ziemlich spannend. Aber von Curitiba sind es ca. 1.400 km. Das meiste davon ist zweispurige Autobahn, die Situation auf den Straßen nicht immer ganz einfach, so liest man.
Wir kommen gut voran und sogar sehr gut an der Metropole Sao Paulo vorbei. Die Brasilianer fahren zivilisiert und weniger aggressiv als Mancher auf deutschen Autobahnen. Die Geschwindigkeitsvorschriften werden - zumindest kurz vor den häufigen Blitzern - strengstens eingehalten. Wir haben sogar Fahrzeuge mit Blaulicht (hier blau und rot) beobachtet, die vor den Blitzern brav abbremsen… |
Alle paar Kilometer müssen wir Maut bezahlen, nicht viel, aber bei der Strecke kommt doch ganz schön was zusam-men. Dafür ist die Straßenqualität top. Fast keine Schlaglöcher, da zahlen wir gerne.
Da wir bei iOverlander nur Übernachtungsplätze an Tankstellen finden, gewöhnen auch wir uns an, zwischen den langen LKW zu schlafen. Unsere nächsten Tage bestehen im Wesentlichen aus Fahren, so können wir auch unsere Erkältung auskurieren. Die Landschaft ist abwechslungsreicher, als man das beim Blick auf die Landkarte erwartet. Wir fahren durch Regenwald, dann entlang riesiger Felder, Wälder und vorbei an großen Städten. |
Bis wir zum eigentlichen Flugzeug kommen, kämpfen wir zuerst einmal durch die Vororte dieser 2,5 Mio. - Hauptstadt, die überhaupt nicht an eine moderne Großstadt erinnern.
Dann endlich Brasília. Es soll schwierig sein, die Stadt mit einem eigenen Auto zu befahren, noch aufwendiger, sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Wir entscheiden uns für den Dicken - und sollen recht bekommen. Brasília ist eine Autostadt. Breite Straßen durchziehen das Zentrum, mit Tunneln und Brücken und wenig Ampeln. Keine kleinen und engen Gassen und Wege, dafür finden wir überall Parkplätze. Über den Rumpf des Flugzeugs fahren wir ins Zentrum der Metropole und weiter bis ins Cockpit. |
So können wir die „wichtigen“ Gebäude schon einmal von außen bewundern.
Dann haben wir Glück und bekommen eine Führung durch den Congreso Nacional, das Parlament mit seinen Zwillingstürmen, der gewölbten Kuppel und der Schüssel. Die gewölbte Kuppel überdacht das Repräsentantenhaus. Sie soll symbolisieren, dass man offen für alle Weltanschauungen offen ist. Bei der Führung lernen wir ein deutsches Ehepaar kennen, die als Missionare seit 25 Jahren in Cuiabá wohnen und arbeiten. Die beiden übersetzen für uns die wichtigen Infos aus der Führung. Ausserdem ist es spannend, mal einen Hauch vom Leben von Missionaren zu hören. |
Congreso Nacional:
Aus dem Süden Brasiliens sind wir geflüchtet, weil es kalt und regnerisch war. Hier ist es jetzt deutlich wärmer, meist so um die 32 Grad.
Je länger wir in der Stadt sind, um so besser gefällt sie uns. Gerade der Stausee wenige Kilometer außerhalb des Zentrums ist zumindest für Besserbetuchte eine tolles Naherholungsgebiet mit edelsten Wohngebieten. |
Auch die Wohngegenden in den Flügeln gefallen uns gut. Aufgeteilt in kleinere Quartiere, zu den Straßen hin Geschäfte und Kneipen, dahinter die Wohngebäude.
Diese sind alle im Erdgeschoss offen, soll heißen, sie stehen auf Stelzen, man kann durchgucken und durchlaufen. Das wirkt luftig und freundlich. Zwischen den Gebäuden sind viele Grünflächen mit Spielplätzen. |
Museu Nacional und
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Tagsüber absolvieren wir ein Sight-seeing-Programm und sehen die meisten Gebäude auch von innen. Das Nationalmuseum, die Kathedrale und die Bibliothek - alles Gebäude von Niemeyer.
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Für Museum und Kathedrale brauchte es mehrere Anläufe. In die Kathedrale kommt man nur durch einen unterirdischen Eingang - so kommt man vom Dunkeln ins Licht...
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Santuário Dom Bosco: |
Der Santuário Dom Bosco ist nicht von Niemeyer, dafür ist sein Besuch schon allein die lange Fahrt wert. Von außen schlicht und kühl von innen einfach nur
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kühl und ruhig und blau - durch 7.400 Muranoglasscheiben. Eines der schönsten Gotteshäuser, das wir je gesehen haben.
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Palácio Itamaraty: |
Den Palácio Itamaraty (Sitz des Außenministeriums) dürfen wir auch nur von außen sehen. Für eine Führung wären wir in Shorts und T-Shirt nicht angemessen gekleidet. Unser Hinweis, dass wir uns einfach kurz umziehen
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könnten, wird ignoriert. Sie hätten viele Veranstaltungen, diese Woche wäre keine Führung mehr möglich. Nun ja, den wahren Grund werden wir nie erfahren.
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Abends gehen wir essen und wir finden wunderschöne, ruhige Stellplätze am Stausee. An einem Morgen springen wir sogar mal ins kühle Naß.
An einem anderen Morgen parkt ein Auto neben uns. Es steigen vier Frauen |
aus (zwei Mütter mit ihren Töchtern ?), eine mit einer Boa um den Hals.
Kurze Zeit später schmiegt sich die kühle Boa um unseren Hals. In Brasilien ist das Halten einer Boa als Haustier völlig legal. Sie muss halt gechipt sein - so hören wir. |
Palácio da Alvorada - der Palast der Morgendämmerung |
Zur Krönung unseres Besuchs in Brasília ergattern wir noch eine (ebenfalls kostenlose) Führung im Palácio da Alvorada, dem Palast der Morgendämmerung, dem Präsidenten-palast, der nur mittwochs für zwei Stunden besichtigt werden kann.
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Hier gab es im Vorfeld Kleidungs-vorschriften... daran können wir uns auch halten und kommen natürlich in langen Hosen und kurzen Ärmeln...
Übrigens das erste Gebäude, das in der Stadt eingeweiht wurde (1958) |
Fernsehturm von Niemeyer: |
Eigentlich wollen wir zum Abschied nun noch auf Niemeyers Fernsehturm, aber der ist schon seit längerer Zeit geschlossen. Na ja, muss er halt als Fotomotiv mit dem Dicken herhalten.
Diese Besichtigung ist unser Abschied von einer Stadt, die uns schon als Kinder im Erdkundeunterricht fasziniert hat. Wenn uns damals jemand erzählt hätte, dass wir da mal mit dem eigenen Auto hinfahren…. Weiter gehts wieder an die Küste - unser nächstes Ziel ist die Chapada Diamantina - hier wollen wir wandern. |