nach Chile... |
Wir kommen vom Land der vielen Landesfahnen ins Land mit noch mehr Fahnen… unglaublich, aber in Bezug auf "eine Flagge vor dem Haus" scheint Chile Bolivien noch zu toppen.
Der Grenzübergang und deren Formalitäten nach Bolivien ist ebenso chaotisch wie unser Weg wieder raus. Der argentinische Zoll ist geschlossen, die Bearbeitung erfolgt 84 km weiter nördlich. Von da kommen wir. Jetzt 84 km zum Zoll und dann wieder zurück? Nö. Mutig fahren wir weiter. |
Und beim Ausstempeln des Passes in einer Hütte (na ja, wir sind immer noch auf ca. 4.500 m Höhe) erklärt sich der Grenzbeamte doch tatsächlich bereit, unseren Ausreisezettel für den Dicken beim Zoll abzugeben.
Ob er es wirklich getan hat, merken wir im Zweifel dann, wenn wir wieder nach Bolivien einreisen wollen. Dann Chile. In einem neuen großen Gebäude direkt nach der Grenze soll der Pass gestempelt werden. |
San Pedro de Atacama: |
Für die offizielle Einreise des Dicken müssen wir runter nach San Pedro de Atacama. Das Gebäude ist geschlossen. Ganz zu.
Was tun? Hier übernachten und auf den Morgen warten? Weiter nach San Pedro fahren? Als wir ratlos rumstehen, kommt ein weiteres Auto. Eine Frau erklärt uns, dass das Gebäude vor zwei Tagen wegen fehlendem Wasser komplett geschlossen werden musste und jetzt alle Einreiseformalitäten in San Pedro erfolgen. Na dann… Die Straße verläuft von ca. 4.500 m auf ca. 2.500 m nach San Pedro ohne Kurven einfach nach unten. Auch die Nothaltebuchten alle paar Meter nehmen einem nicht das komische Gefühl. Wobei… soooo steil ist es gar nicht. Wir parken - auf Empfehlung von iOverlander - am Busbahnhof. Mit Wlan. |
Am nächsten Tag verlassen wir trotz gutem Wetter den Dicken erst nicht, wir schreiben Berichte und haben dank Internet wieder Kontakt zu unseren Lieben.
Erst am Nachmittag machen wir uns auf den Weg ins Zentrum und merken schnell, dass San Pedro de Atacama ein wahres Backpacker-Paradies ist. Hier gibt es alles, was man so braucht, als Rucksackreisender: Hostels, Schmuck-lädchen, Lebensmittellädchen, zahllose Reiseagenturen, ATMs (Bankomaten) und natürlich Kneipen und Restaurants. Der Ort ist voll mit jungen Leuten aus der ganzen Welt. Auf der Suche nach einem ATM, der eine unserer Kreditkarten akzeptiert (später stellt sich heraus, dass die Bankomaten abends öfter leer sind…) treffen wir drei junge Leute wieder, die wir am Zoll kennen gelernt haben. |
Ein Deutscher, ein Engländer und eine Australierin, die aus Kanada kommt, hatten Probleme mit einem kaputten Auto und dem Zoll.
Jetzt kommen sie uns freudestrahlend entgegen, als wir den letzten ATM doch |
tatsächlich überzeugen konnten, chilenische Pesos auszuspucken. Sie haben ihr Problem mit Zoll und Auto gelöst, wir endlich Bargeld. Wir sind uns schnell einig: jetzt ein Bier.
Es wird ein feuchtfröhlicher Abend. |
Calama: |
Wie gerne hätten wir noch ein paar Tage in diesem lebendigen Örtchen verbracht.
Aber der Dicke braucht neue Stoßdämpfer, das wollen wir zeitnah angehen. Deshalb gehts am nächsten Tag weiter bis Calama. In einem Geschäft erkundigt sich Thomas nach dem Preis für Stoßdämpfer und bekommt gleich |
Kontakt zu einer Frau, deren Mann eine Werkstatt ganz in der Nähe hat.
Der bestellt uns für den nächsten Morgen um 9.00 Uhr. Wenige Meter weiter geben wir noch Wäsche in einer Wäscherei ab. Zwei Fliegen mit einer Klappe? Also in einer Straße? Das ist fast zu schön, um wahr…. |
Pünktlich um 9.00 stehen wir am nächsten Morgen vor dem Tor der Werkstatt. Frühstücken. Denn so schnell passiert hier nichts. So ist das in Südamerika.
Als nach 10.30 Uhr noch immer kein Mitarbeiter das Tor öffnet, kommt uns die Sache dann komisch vor. Kurze Zeit später kommt dann doch der Chef. Und sagt ab. Er kann die Stoßdämpfer nicht tauschen. Wäre auch fast zu schön gewesen…. |
Frustriert fahren wir weg. Erst mal zum Büro der Chuquicamata- Mine, dem so ziemlich grössten menschengemachten Loch der Welt, um zu fragen, ob wir in den nächsten Tagen an einer Führung teilnehmen können.
Unterwegs kommen wir an einer viel versprechend aussehenden Werkstatt vorbei. Die können sofort anfangen. Das Heki (Dachfenster) des Dicken stößt - hochgebockt - zwar an das Dach der Werkstatt… aber da müssen wir jetzt durch. |
Wir sind so begeistert von der Werkstatt, dass der Dicke gleich noch einen Öl- und Filterwechsel bekommt - Qualität aus Ludwigsburg: MANN-Filter. Und zu Fuß kann Chris noch eine Führung nach Chuquicamata für den nächsten Tag reservieren. Als der Dicke wieder fit ist, gehts nach langer Zeit mal wieder in einen Supermarkt. Walmart heißt in Chile LIDER.
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Wenn man wochenlang in keinem Supermarkt war, ist das ein ziemlicher Kulturschock. So groß, so kalt, so viele Produkte. So eine große Auswahl, so viele Preise. So viel Zeug.
Braucht man das? Wochenlang haben wir alles in winzigen Lädchen, bei Fleischern und auf dem Markt gekauft. |
Calama: |
überraschendes
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Wir übernachten gegenüber dem Chuquicamata - Büro und sind doch ziemlich überrascht, als am nächsten Tag ein Bimobil neben uns parkt.
Françoise und Jean-Paul sprechen sehr gut englisch, wir verstehen uns sofort und haben natürlich auch gleich ein Thema. |
Die beiden haben ihr Bimobil auf Iveco seit 2014 und sind seit Herbst 2016 in Südamerika unterwegs.
Im Bus nach Chuquicamata lassen wir uns dann gemeinsam vom größten Kupfer - Tagebaugebiet faszinieren. |
Chuquicamata: |
Erst geht es in den Ort Chuquicamata, deren Bewohner wegen der giftigen Dämpfe Anfang der 2000 Jahre nach Calama umgesiedelt wurden.
Teile des verlassenen Ortes stehen noch und können besichtigt werden. Weiter ab offiziellem Eingang zum Steinbruch müssen wir die Helme tragen - auch im Bus. |
Von einem Aussichtspunkt können wir das riesige Loch (oval, 3 mal 5 km, gut 1000 m tief) angemessen bestaunen.
Hier transportieren Tag und Nacht die riesigen Kipper das Gestein nach oben, das dann zu Kupfer weiter verarbeitet wird. Allein die Reifen der Fahrzeuge sind 4 m hoch, kosten pro Stück 30.000 bis 40.000 Dollar und ein normaler LKW sieht daneben wie ein Spielzeugauto aus. Ladekapazität rund 300 Tonnen. |
Chiu Chiu: |
Den Abend lassen wir gemeinsam in der Nähe von Chiu Chiu ausklingen.
Das gelingt bei dem einen oder anderen Gläschen Wein bis nach Mitternacht. |
Im Ort gucken wir uns am nächsten Morgen die wahrscheinlich älteste Kirche Chiles an. Ein Nationaldenkmal!
Die Verkleinung im Inneren und die Türen sind aus Kakteen-Holz. |
durch die Wüste zum Pazifik: |
Nach den letzten Tagen und Wochen im wüstigen, trockenen Gebieten freuen wir uns jetzt auf den Pazifik. Wasser, Wärme und zur Abwechslung mal frischen Fisch… das wär es jetzt.
Aber je näher wir dem Ozean kommen, je weiter wir die Berge runter zum Meer |
fahren, um so kälter wird es. Viel kälter, trotz blauem Himmel und Sonnenschein.
Oben, auf ca. 1.000 m Höhe in der Atacama Wüste sind deutlich über 30 °C, wenige Kilometer weiter, aber auf Meereshöhe haben wir 17 oder 18 °C. |
Tocopilla: |
Außerdem wächst - auch direkt am Meer bei Tocopilla - nichts. Wir freuen uns über jeden Kaktus, der an den Hängen vom Nebel lebt.
Die Atacama Wüste, die trockenste Wüste der Welt. An manchen Orten soll es seit Menschengedenken nicht geregnet haben. |
Antofagasta: |
Unser Ziel ist jetzt Antofagasta, die drittgrößte Stadt Chiles. Hier hoffen wir Reifen in der richtigen Größe zu bekommen.
Allerdings haben wir uns das einfacher vorgestellt. Nach langem Suchen am Samstag vormittags kennen wir jetzt wahrscheinlich alle Reifenhändler Antofagastas, finden aber nur chinesische Reifen. Immerhin. Billig und neu, aber bisher unbekannt- West Lake. Montage erst am Montag. Wir finden einen schönen, kostenlosen Stellplatz zentrumsnah am Stadtstrand |
Playa Paraiso und verbringen so so das ganze Wochenende in Antofagasta.
Jetzt müssen wir natürlich auch ins Wasser. Aber bei den Temperaturen ist das Badevergnügen doch so kurz… (dass es davon auch keine Bilder gibt). Um so mehr genießen wir die Ceviche - das sind frische Fischstücke in Limonensaft mit Chili und Zwiebeln mariniert - die am Fischmarkt angeboten werden und können fast nicht genug davon bekommen… so lecker sind die. |
durch die Wüste nach Süden: |
Dann gehts weiter in Richtung Süden durch die trockene Wüste.
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Wir haben Glück, es ist Frühjahr und einige Pflanzen blühen...
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Nationalpark Pan de Azúcar: |
An der Pazifikküste, im Nationalpark Pan de Azúcar, nördlich von Chañaral, hoffen wir auf Pinguine.
Die sind aber noch nicht oder nicht mehr da. Die Landschaft entschädigt uns aber... |
zum Paso de San Francisco: |
Ab Chañaral gehts Richtung Osten. Über den Paso de San Francisco (4.728 m) wollen wir nach Argentinien.
Die Strecke hoch in die Anden und vorbei am Salar de Pedernales ist traumhaft schön. Wahnsinns- Ausblicke, Schnee, Salzseen, Flamingos… unbeschreiblich. Auch wenn der Weg nicht asphaltiert ist, ist er doch gut befahrbar. |
Nur an einigen Stellen möchte man sich nicht vorstellen, dass die losen Steinbrocken von den steilen Hängen auf die Straße fliegen. Genau da liegen sie aber zahlreich rum.
Wir übernachten auf 3.000 m, um uns wieder an die Höhe zu gewöhnen. Ruhig ist es und wir sind ganz alleine. Nur zwei oder dreimal fährt ein LKW in der Nähe vorbei. |
weiter zum Paso
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Am Salar de Maricunga stehen wir an der Grenzstation vor verschlossenen Türen. Zu.
Als wir nach einiger Zeit einen Mann finden, bestätigt dieser unsere schlimmsten Befürchtungen: Der Grenzübergang ist seit Monaten geschlossen. Der nächste im Norden ist bei San Pedro de Atacama - wo wir herkommen, fast 800 km in die falsche Richtung. |
Der nächste in Richtung Süden ist ca. 1.000 km entfernt - der Paso „Christo Redentor“. Wir sind geschockt.
Aber nach kurzer Verschnaufpause sitzen wir wieder im Dicken und kurven zurück in Richtung Küste. Hier wird es ganz langsam grüner. Genau genommen wird es bunt: es ist Frühling und die Wüste blüht… pinkfarbene, blaue, und gelbe Blütenmeere. |
Durch den ungeplanten Umweg fehlt uns leider die Zeit, an den Sehenswürdigkeiten anzuhalten oder auf den kleinen Sträßchen die Landschaft zu entdecken.
Wir „brettern“ auf der gut ausgebauten vierspurigen Panamericana in Richtung Süden. Gott sei Dank fährt man auf dieser auch einige Zeit an der Küste entlang…und die Lenkung vibriert. Es geht nach La Serena, ob die neuen Reifen nicht ausgewuchtet sind? Der Verkäufer hat hier eine Niederlassung, kann das aber nicht prüfen. Der Chef telefoniert, organisiert den Check bei einem anderen Reifenspezialisten. |
Dort kommen wir nicht rechtzeitig an, da wir den Motor noch bei Mercedes Kaufmann checken lassen. Machen die umsonst, alles soll ok sein. Also am nächsten Morgen nach einer nicht leisen Nacht am Strand mit toller Aussicht zum Reifenspezi, der liftet die Vorderachse und….zeigt Thomas gleich, dass ein Lager des Querlenkers am Ende ist. Gut, dass wir den Weg zu Mercedes schon kennen. Teil dort gekauft, Zeit für den Tausch haben die aber erst drei Tage später.
Wir wieder zu der Firma, die den Fehler fand…könnt ihr? Jawoll, sofort geht es los, wir spendieren dem „Dicken“ noch eine Spureinstellung, alles sehr professionell hier, neu ausgewuchtet fahren wir beruhigt weiter gen Süden und geniessen den Frühling im wieder ruhig laufenden Auto. Fein. |
wieder in die Anden... |
Kurz vor Santiago wollen wir ein letztes Mal am Pazifik essen gehen. Wir durchqueren den halb überschwemmten Ferienort Los Molles.
Es soll geregnet haben, der Dicke muss durch Riesenpfützen. Das ist auf Wegen, die man nicht kennt, gar nicht nett. Morgens plötzlich Nebel und Sprühregen bei 12 Grad. |
Wir ohne Frühstück auf die Panamericana zurück, wo es wenige Kilometer nördlich von Santiago wieder in die Anden geht.
Hier gibt der Frühling schon alles… es blüht in allen Farben. Fast unwirklich, als wir plötzlich über den Nebel kommen und aus dem Dunst heraus die verschneite Bergkette der Anden im Sonnenschein blitzt. |
über die Grenze nach Argentinien: |
Nach einigen feinen Serpentinen geht es an einem Skigebiet vorbei, in dem europäische Nationalmann- (und frau-) schaften im europäischen Sommer trainieren.
Die Saison ist aber vorbei, kaum noch Schnee in über 3.000 m Seehöhe. Der Grenzübergang ist professionell organisiert und auf Massen ausgelegt. Die sind auch da, weil die Argentinier zum Shoppen gerne nach Chile fahren. Nach einer Stunde Stau sind die Formalitäten für uns schnell erledigt. |
Unser Kontrolleur spricht englisch, ist Fußballfan und mit einem kurzen Blick in den fast leeren Kühlschrank des Dicken zufrieden.
Er sorgt dafür, dass der Dicke jetzt für acht Monate in Argentinien bleiben kann. Super, denn damit hatten wir gar nicht gerechnet. Jetzt fehlt nur noch ein Blick auf den höchsten Berg nicht nur der Anden, den 6.960 m hohen Aconcagua. Soll aber nicht sein. Der hat sich in den Wolken versteckt. |