Yanachaga... |
|
der Dicke ist zu hoch... |
Zunächst geht es am Rio Chanchamayo immer tiefer in die Amazonasebene bis auf 700 m NN, dann am Rio Paucartambo recht rasch wieder in die Höhe. Durch einen Canyon und auf Serpentinen nähern wir uns schneller als erwartet Oxapampa auf gut 1800 m. Hier weitet sich das Tal und ein nettes Städtchen bietet Markt, Fleischer, Restaurants und einen zentralen Platz, alles sehr ordentlich und sauber.
Von hier geht es wieder hinab, die letzten Kilometern bis zu dem Punkt, den uns der Geschäftsführer des Yanachaga Projektes geschickt hat und schon (tolle Strasse bis dahin) geht es in Huancabamba rechts ab. |
Gleich in der ersten Kurve eine gewaltige Kuhle, das linke Vorderrad unseres Sprinter schwebt laut Chris einen Meter über dem Boden…. eigentlich sollte das gefilmt werden, aber die Aufregung…
Noch wenige hundert Meter und wir stehen vor der „Puente Rolf“- und sind sicher einen Meter zu hoch für die Brücke. Da parken wir erst mal mitten auf dem Weg und gehen zu Fuß weiter. Gibt es eine andere Zufahrt? Wie sieht es überhaupt am Ziel aus, gibt es vielleicht noch mehr Probleme? |
erst durch den Fluss... |
Im Büro des Projektes erwartet man uns. Ein netter Mann, der allerdings nur spanisch spricht, kommt gleich mal mit. Er sieht unser Auto und meint danach nicht mehr, dass wir schnell über die Brücke reinfahren sollen. Aber da ist ein Weg als Abzweig mitten durch den
|
Fluss….den sollen wir mal nehmen. Hihi. Ganz klein ist der Bach nicht.
Mitten drin hüpft der Dicke stromabwärts, Christin sieht uns schon wegschwimmen - sie ist ausgestiegen und filmt, diesmal mit Erfolg. |
Prosoya - Yanachaga... |
... dann das Willkommensschild... |
Kurzer Rücksetzer und dann raus aus dem Wasser, mit Untersetzung, Mittelsperre und Hinterachssperre kommen wir den Hügel hoch und stehen gleich wieder vor dem
|
Willkommensschild. Da klettern aber rasch zwei Jungs hoch, halten das Schild quer und….wir sind drin! Wir dürfen auf dem Hauptplatz den Dicken parken, toller Platz.
|
Jens... |
Die nächsten Tage sind gleichzeitig erholsam und interessant. Gut trifft sich, dass ein netter junger Deutscher, Jens, schon seit Wochen hier wohnt. Er hat Brücken hinter sich abgebrochen und ist hierher durch Zufall gekommen
|
und mit Freude geblieben. Er meditiert viel, erwandert die Umgebung und restauriert sogar einen fast zugewachsenen Wanderweg…zu einem auch ihm noch nicht bekannten Ziel. Ist sowas nicht klasse?
|
Bienen - und was für ein Honig... |
Jens zeigt uns und erklärt fast alles im Projekt, besonders beeindruckend der Besuch beim Imker.
5.000 Bienenarten soll es in Peru geben. Eine mückengrosse Art wird in einem kleinen Kästchen mit Drähten drin gehalten, der Imker lässt uns den Honig kosten…sensationell! Allein die Einblicke in die verschiedenen Nestbauten sind den Besuch wert, |
an anderem Ort dann noch eine grössere stachellose Art, auch von denen gibt es hunderte verschiedene. Und immer wieder Honig naschen. Von welchen exotischen Blüten die edlen Aromen wohl stammen?
Der Imker zeigt stolz Rückstellproben, fast jeder Monat eine andere Farbe. Probieren dürfen wir auch Propolis, später kaufen wir ordentlich ein. |
eigenen Kaffee rösten... |
Frischer Kaffeeduft lockt in die Rösterei, hier wird richtiger BIO-Kaffee angebaut und bis zum Finale selbst veredelt, also
|
geröstet und verkauft. Alles picobello sauber und aufgeräumt. In beiden Betrieben wird auch ausgebildet.
|
Wasserreinigung... |
Natürlich gibt es auch Werkstätten, hier werden benötigten Möbel selbst gebaut, cool, oder? Auch der Strom für die gesamte Anlage ist Eigenproduktion. Oberhalb des Haupthauses führt uns
|
Jens zum Fluss, dort wird ein ordentlicher Teil Wasser abgezweigt und mit Überlaufbecken von Kies und Ästen befreit.
|
eigener Strom... |
In einer frisch betonierten Rinne fliesst das Wasser mit Affenzahn gen Projekt, hinten rum und mit ordentlich Gefälle in die Turbine.
Diese läuft im Spargang, dafür rund um die Uhr. Sie könnte über 40 Kilowatt erzeugen, mangels Gefälle ist die tatsächliche Leistung deutlich geringer. |
Tatsächlich wird aber ein Stromüberschuss erzeugt, der in einem Kühlbecken „vernichtet“ wird.
Stolz wird uns die Alarmanlage am Zulauf für dieses Abkühlbecken demonstriert. Fliesst nix mehr, wird von einem Schwimmer eine Sirene ausgelöst. |
Selbstversorger... |
Auch in Bezug auf Lebensmittel ist das Projekt unabhängig. Hier werden eine Rinderherde, ein paar Schweine und Hühner gehalten. Obst und Gemüse gibt es aus dem riesigen und sehr gepflegten Garten.
|
Leckere Brötchen und feine Zimtschnecken werden hier frisch gebacken. Und 40 pubertierende Jungs und ca. 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter essen schon eine Menge.
|
die Kids müssen mitarbeiten... |
Durch Verkauf des Kaffees und des Honigs und die Vermietung einiger Fremdenzimmer wird zusätzlich Geld eingenommen.
Die Schüler im Projekt sind wegen Covid erst seit gut drei Wochen wieder im Internat und im Präsenzunterricht. Dadurch fällt besonders auf, wie höflich, freundlich und diszipliniert die Jungs im |
Alter zwischen 12 und 16 sind. Sehr angenehm.
Und das Leben ist für die Jungs kein Zuckerschlecken. Jeder hat hier seine Aufgaben. Nach der Schule, die im Ort ist, gibt es Mittagessen. Hier helfen die Jungs bei den Vorbereitungen, später übernehmen sie den Abwasch. |
Wäsche von Hand schrubben |
Auch ihre Wäsche müssen alle Kids von Hand mit kaltem Wasser selbst waschen.
Die beiden großen Waschmaschinen, werden nur für die Bettdecken und die Bettwäsche und unsere Touristen-Klamotten benutzt. |
Sonst stehen die Jungs an den großen Waschbecken und bürsten und schrubben, hängen die Klamotten auf und natürlich auch wieder ab.
Auch die Schuhe werden so behandelt. |
Mitarbeit auch bei den Mädchen... |
Gearbeitet wird bis kurz vor dem Abendessen. Danach gibt es ein gemeinschaftliches Treffen (vielleicht Hausaufgaben?) und ab ca. 20.00 Uhr sind alle in ihren Unterkünften verschwunden. Die Jungs schlafen übrigens in 5-Bett Zimmer. Viel Platz für eigene Sachen gibt es da nicht.
Kleiner Nebensatz: Wann die Jungs morgens aufstehen, wissen wir nicht… wir sind meist an der Frühstückssirene gegen 6 aufgewacht und haben uns dann noch einmal umgedreht. Kurz vor der Abreise haben wir noch das Mädchenprojekt besucht. Die nette Raquel erklärte uns auf deutsch, dass die Mädels bereits um 5.30 Uhr jeden |
Tag aufstehen.
Die Mädchen füttern die Hühner, arbeiten noch im und am Haus, bevor sie kalt (es gibt kein warmes Wasser!) duschen, die Haare flechten (Pflicht für die Schule), frühstücken, ihre Betten in den 4-Bett-Zimmern tip-top aufräumen und dann gepflegt in Schuluniform in die Schule gehen. Wahrscheinlich stehen die Jungs zur selben Zeit auf und arbeiten noch vor der Schule. Die Zimmer der Jungs sahen genau so aufgeräumt und ordentlich aus, wie die der Mädchen. |
Zusammenfassung: |
Uns haben beide Projekte sehr beeindruckt. Die Atmosphäre, die in beiden Gemeinschaften herrscht - rührt.
Wir hatten das Gefühl, dass hier mit viel Liebe, Geduld aber auch Konsequenz junge Menschen zu Selbständigkeit und Eigenverantwortung erzogen werden. |
Mit welcher Selbstverständlichkeit, Höflichkeit und Neugierde die Jungs und Mädchen mit uns umgingen war einfach toll.
Wer mehr über das Projekt wissen oder vielleicht sogar spenden will: https://centro-yanachaga.org/ |
Pozuzo... |
Abenteuer Pozuzo... |
Nach einigen Tagen planen wir einen Ausflug: Weiter runter im Tal, 52 km weg, gibt es die weltweit einzige österreichisch deutsche Kolonie, oder besser Kolonistensiedlung, Pozuzo und Prusia. Gegründet vor knapp 170 Jahren haben sich hier Tiroler und Rheinländer niedergelassen. Da die Informationen zur Strasse sehr unklar sind, fahren wir ausnahmsweise mal mit lokalen Verkehrsmitteln, Jens kommt mit. Und wir verhandeln hart, fragen bestimmt 5 Taxen, ein Minibus bietet die Fahrt letztlich hin und zurück an. Das ist uns 180 Sol (€ 45) wert. Und weder wir noch der Fahrer wissen, was heute noch alles auf uns zu kommt.
Es wird von Beginn an eine der aufregendsten Fahrten in Südamerika. |
Unser Fahrer hat in der Formel 3 gelernt, er kennt nur Vollgas oder bremsen. Er hupt wie wild vor jeder Kurve und es hat viele davon. Thomas wird schnell ganz elend, die Ausblicke sind gleichwohl sensationell. Es geht an Erdrutschen vorbei, durch tiefen Schlamm und - leider - oft wieder über asphaltierte Schnellfahrstrecken.
Links neben uns die Schlucht zum Fluss, atemberaubend steil und tief. Rechts die Felswand, manchmal Wasserfälle, ab und zu dichtes Gestrüpp. Die Strasse ist nicht für Begegnungsverkehr ausgelegt, allerdings gibt es Ausweichbuchten…. die mögen bitte die anderen nutzen. |
Pozuzo... |
Nach anstrengenden 1 1/2 Stunden ist das Ende in Sicht, wir sind fast 1000 m bergab gefahren und das Tal weitet sich zwischen abgeholzten Hängen zum Örtchen Prusia. Das haben die Rheinländer gegründet, ein Stop wird für die Rückfahrt geplant. Knapp 5 km weiter ist das Ziel erreicht: Das Tirolerdorf Pozuzo.
Na ja, es ist Off-Season, in der Regenzeit wird ein Besuch nicht empfohlen, wir werden noch verstehen, warum nicht. Wir bummeln über den ersten Friedhof der Siedler, das Museum hat leider zu. |
Der Rest des Dorfes zeigt einige deutschsprachige Schilder, alles ist ordentlich, aber eigentlich nicht tirolerisch.
Eine Hängebrücke über den Huancabamba Fluss (entspringt etwas oberhalb von Prosoya) bietet Nervenkitzel und einen hübschen Käfer. Zurück durchs Örtchen suchen wir das oft empfohlene Schnitzelrestaurant und wir finden es auch. Statt Bier dazu gibt es frisch gepresste Säfte (Lulo bzw Kito Kito und Maracuja), wir finden das ortstypische Essen lecker, auch die Käsespätzle. |
Bekanntschaften... |
Die Frage nach der Strassenqualität auf dem weiteren Weg nach Norden führt zu einer Bekanntschaft mit Magdalena.
Die nette junge Frau erzählt, sie sei als ausgebildete Krankenschwester etwas frustriert von fehlender Anerkennung in Österreich lieber auf den Spuren der Vorfahren in ihrem Heimatort nach hier gekommen und fühle sich sehr wertgeschätzt. Eine sehr nette junge Dame, Jens und sie flirten etwas? Magdalena erzählt zum Schluss noch eine nette Geschichte von einer Fahrt nach Huancabamba (wo wir gleich hin wollen): |
Wegen zwei Bergrutschen musste sie mitten auf der Strecke bei den Indios übernachten. Deren Hütten haben wir gesehen, muss man nicht haben. Wir müssen leider aufbrechen...
Kurzer Stop noch in Prusia, die Rheinländer der Gruppe von 1860. Sehr netter Park in der Mitte des Ortes, Jens kennt eine junge Dame, die u.a. Schokolade anbietet. Erst flirten, dann kaufen. War das die letzte Flirtchance für heute? Auf uns wartet noch eine Überraschung. |
Abenteuer Rückfahrt... |
Die Fahrt nach Hause flutscht, der Fahrer muss bergauf, da kann er nicht ganz so heizen. Wir machen unterwegs Bilder und versuchen zu filmen, nicht ganz einfach, aber es war bis jetzt ein toller Tag. Bis vor uns ein Stau steht.
|
Das sieht nach Problemen aus, zumal viele Autos und einige LKW vor uns im Stau stehen. Fahrer und sein Kumpel raus aus dem Auto, das Musikfernsehen von DVD lassen sie uns an.
|
das muss jetzt nicht sein... |
Da steigen wir doch lieber selber aus und schauen, was hier los ist.
Nach 10 min Fussmarsch am Stau entlang sehen wir den vom Regen der Vortage ausgelösten Bergrutsch und erfreuen uns an Moped-Fahrern, die versuchen, durch den Schlamm zu fahren. |
Das sieht nicht gut aus, 6 oder 8 Leute wurschteln mit Schippen im Schlamm, das bewegt nicht wirklich was.
Wir, ok, vor allem Jens, treffen Lena, wie Magdalena eine Volontaria, also in einem freiwilligen Auslandsjahr. Erneut ein sehr netter Kontakt, sie ist mit Rucksack unterwegs und will Freunde in Oxapampa treffen. |
in stockdunkler Nacht barfuß durch rote Pampe... |
Unklar bleibt: Wie kommen wir nach Hause? Jens rechnet aus, es seien ca. 11 km, also gut 2 Stunden Fussmarsch auf schlechtem Weg im Dunkeln. Es wurde nämlich inzwischen stockdunkel.
Durch den knietiefen Matsch müssen wir sowieso, es sei denn, es kommt zeitnah eine Raupe. Die hätte aber schon seit Stunden aktiv werden können. Irgendwo übernachten? Zurückfahren? Nach 1 1/2 Stunden kommt unser Fahrer mit einer Lösung: Auf der anderen Seite des Bergrutsches wartet ein Minibus. |
Lena darf auch mit und schon stapfen wir - einige barfuß - mitten durch die kalte, rote Pampe. Licht gibt nur das Head-light, das Jens zufällig dabei hat.
Nicht, dass noch was runterrutscht. Aber da wir dies hier schreiben: Wir haben es geschafft! Ohne Aufpreis mit neuem Taxi direkt bis vor den Dicken. Toll! Am meisten freuen sich die Hunde Chocolate und Kakao, dass Jens wieder da ist. Die beiden weichen ihm normalerweise nicht von der Seite, durften heute aber nicht mit. Das Foto ist natürlich nicht von dem Abend... ;-) |