Valença: |
Als wir von Salvador entlang der Küste in Richtung Süden fahren, fällt langsam Anspannung von uns ab. Wir haben in ziemlich kurzer Zeit viele Kilometer hinterm Steuer gesessen, an Tank-stellen übernachtet, Sightseeing-programme absolviert, spannende Dinge gesehen und viel gelernt.
Jetzt ist es wichtig, Geschwindigkeit raus zu nehmen und nicht nur einen, sondern gleich zwei oder mehr Gänge runter zu schalten. Außerdem haben wir wettermäßig wieder etwas mehr Glück verdient. Langsam zotteln wir die Straße mit der Nr. BR 001 gen Süden, sie führt meist direkt an der Küste lang. Wir stehen - wenn es gar nicht anders geht, auch mal an einer Tankstelle oder frei. |
Es zieht uns aber immer mehr auf Campingplätze. Notgedrungen, unsere Batterien im Aufbau sterben immer schneller. Und da ist ein Strom-anschluss und die damit verbundene Garantie, dass es im Kühlschrank morgens noch kühl ist, viel wert. Ohne Batterien kommen wir nicht mal mehr zu Wasser, denn die Pumpen im Dicken brauchen ja auch Strom. Nicht nur einmal ist morgens die Butter weich.
An einem Edel-Campingplatz mit Pool und Security-Männern ist sogar ein Frühstücksbuffet im Preis (100 Rs= 24 €) inkludiert. Wir schlafen herrlich ruhig, aber den „Luxus“ drumrum brauchen wir wirklich nicht. Frühstück können wir besser selber und baden kann man hier im Meer auch. Wobei morgens alleine im 50 m Pool hat ja auch mal was…. |
bei Serra Grande: |
Kurz darauf (nach einer Nacht im Feld) halten wir an einem Aussichtspunkt. Eigentlich wollen wir hier nur in Ruhe frühstücken, aber die Aussicht von hier oben ist atemberaubend.
Ein scheinbar endlos langer Sandstrand, fast keine Häuser und schon gar keine Menschen sichtbar. |
Kurze Zeit später biegen wir zum Strand hin ab und sind doch überrascht, dass wir wirklich bis zum Strand fahren können und dürfen.
Hier parkt bereits der T2 VW-Bus eines netten brasilianischen Pärchens. Sie sind schon seit drei oder vier Nächten hier. Alles gut hier, kein Problem. |
Unser erster, zweiter und dritter Eindruck - ein Paradies. Ein kilometerlanger Strand, fast menschenleer. 200 m entfernt ist ein kleines Restaurant. Sonst sind wir alleine. Das Wasser ist herrlich, wenn auch die Strömung zeitweise heftig ist.
Wir baden und holen uns beim Faulenzen im Schatten !! einen Sonnenbrand. Irgendwann kommt der nächste T2. Als die ersten Nachbarn sich verabschieden, kommt noch einer. Junge Brasilianer erkunden gerne im T2 das Land. In Brasilien wurde das Erfolgsmodell bis Ende 2013 gebaut. |
Diesmal stellt sich eine junge Deutsche vor, die mit ihrem brasilianischen Freund unterwegs ist.
Im Restaurant lernen wir Tommi aus Gelsenkirchen kennen, der hier mit seiner brasilianischen Frau Sara eine Villa gebaut hat. Ein Traum in tropisch. Wir müssen uns nach zwei Nächten schweren Herzens verabschieden. Unsere Vorräte sind verbraucht, wir brauchen Strom und unser Klo ist auch voll. Ach ja, endlich passt auch das Wetter. Wir haben zwischen 25 und 30 Grad, es regnet zwar oft aber warm, immerhin sind wir ja auch im Küsten-Regenwald - jetzt an der Kakao-Küste. |
Kakaoführung bei CEPLAC: |
Unterwegs haben wir schon ein paar Kakaopflanzen gesehen und an den Straßenständen werden immer häufiger Kakaofrüchte zum Kauf angeboten.
Alles schön und gut, nur was tun mit den Früchten? In Chris Fantasie bohrt man ein kleines Loch in die Frucht und heraus läuft feinster Kakao - gerne getrennt nach Vollmilch, Nugat und weißer Schokolade. Aber so einfach ist es nicht. Um die Details zu sehen, nehmen wir an der Führung des Forschungsinstituts CEPLAC teil. O.k., genau genommen sind wir die einzigen Teilnehmer. Unser Führer spricht nur portugiesisch und durch die Plantagen müssen wir |
mit dem Dicken fahren. Dafür kostet das alles nix.
Zuerst erklärt uns der nette Fachmann die getesteten Anbaumethoden (althergebracht und modern), dann sucht unser Führer eine Frucht raus, teilt sie und bietet uns das die Bohnen umgebende weiße Fruchtfleisch zum Probieren an. Das kann man so essen. Die Einheimischen lutschen die einzelnen ebenfalls hellen Bohnen. Die kann man zwar auch ganz essen, sie sind den Leuten hier aber zu bitter. Das Fruchtfleisch schmeckt herrlich fruchtig süß - aber selbst mit viel Fantasie schmeckt man keinen Kakao. |
Das Fruchtfleisch wird meist zu Gelee verarbeitet, die Bohnen werden in großen Pötten gelagert und fermentiert. Heftig, welche Temperaturen dabei entstehen, es riecht nach Alkohol. Dann werden die Bohnen getrocknet. Um die vielen supergesunden Inhaltsstoffe der Kakaobohnen zu erhalten, werden sie nur an der Luft getrocknet.
Thomas liest nach, dass bei der industriellen Herstellung die Bohnen maschinell getrocknet bzw. geröstet werden. Durch die dann hohen Temperaturen werden die gesunden Inhaltsstoffe oft zerstört. Erst nach der Fermentation und der Trocknung haben die Bohnen auch die dunkle Farbe von Kakao. Allerdings schmecken sie - wenn man sie geschält hat - immer noch nicht nach unserer süßen Schokolade. |
Das liegt daran, dass Schokolade oft nur zu geringen Teilen aus Kakao besteht, dafür aus viel Zucker und Milchpulver.
Lange Rede - kurzer Sinn: Rohkakao ist super gesund, Schokolade noch immer nicht. Kaum sind wir mit der Führung fertig, werden wir von Eri angesprochen. Er forscht hier am Institut und - was viel wichtiger ist - er spricht sehr gut englisch. So können wir unsere Fragen los werden. Hier an der Kakaoküste gibt es viel zu gucken, wenn man so durchs Land fährt. Es wachsen viele Bananen, aber auch die Jackfrucht und sogar an Kaffeeplantagen fahren wir vorbei. Ein faszinierende Stückchen Erde. An einem Ständchen am Straßenrand kaufen wir Kakao - in fast allen Varianten. |
Bis, ja Eri hatte uns gewarnt, bis der Regenwald schlagartig endet und wir durch riesige Eukalypten- Anbauflächen fahren. Diese Bäume werden weltweit wegen ihrer Schnellwüchsigkeit und hohen Holzqualität angebaut.
Leider führt der Anbau häufig dazu, dass der Boden bis in die Tiefe austrocknet und der Nährstoffgehalt der Böden sich verschlechtert. |
Außerdem bieten diese Bäume heimischen Tieren keinen Lebensraum und verdrängen andere Pflanzenarten.
In diesen Wäldern findet man keine Tiere, man hört keinen Vogel und sieht keine Insekten. Und wir fahren jetzt über viele Kilometer mitten durch. Heftig, wenn man aus einer grünen Wildnis kommt... |
Urlaub vom Reisen in
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Gott sei Dank kommen wir irgendwann wieder ans Meer. Hier ist es zwar nicht so herrlich grün, wie im Regenwald, aber auch nicht so trostlos wie in den Eukalypten-Anbauflächen.
Jetzt gehts auf eine kleine Fähre, ca. einen Kilometer den Fluss entlang und wenige Kilometer später sind wir wieder auf einem Campingplatz. Am Meer, mit |
Strom, WLAN und sogar einem kleinen Restaurant. Es sind außer uns nur ganz wenige Gäste.
Unvorstellbar, als die Chefin uns erzählt, dass hier zur Hochsaison 5.000 Leute pro Tag Urlaub machen. Wir bleiben hängen. Machen Urlaub, lesen, baden und faulenzen... fünf herrlich lange Tage... |