große Enttäuschung... |
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Frust, Frust, Frust... |
Am Montag bereiten wir das Hotel darauf vor, dass es auch Dienstag oder Mittwoch werden kann. Wir dürfen das Zimmer behalten und laufen nach dem Frühstück los zum Auto. Erst nach langer Diskussion darf Thomas bei der Probefahrt dabei sein.
Diese zeigt massive Probleme. Das Auto humpelt quasi, der Motor stottert und die vordere Aufhängung klingt auch nicht gut. Man ist der Meinung es könne an den Injektoren liegen, also an den Einspritzdüsen für einen der Zylinder- es klingt wirklich so, als liefe der Dicke nur auf fünf von sechs Töpfen. Das dauert angeblich eine Woche mit der Überprüfung, man habe aber jemanden an der Hand, der so etwas könne. So lange wollen wir nicht in dem Hotelzimmer hocken und wir entscheiden uns, die Wohnkabine im Hotel abzusetzen. Das klappt gut und wir können endlich wieder selber kochen und im eigenen Bett schlafen. |
Bei weiteren WhatsApp Chats stellt sich heraus dass Imecol auf unsere Motor- Steuersoftware überhaupt nicht zugreifen kann. Aus unserem Inspektionshandbuch ergibt sich aber, dass nach dem Turboladerwechsel zwingend Fehler gelöscht und der Lader kalibriert werden muss.
Alles das konnte man hier nicht (hatte es uns aber berechnet!!) und das hätte man vorher wissen können und müssen. Es kommt zu einer deutlichen Diskussion und auch der Chef der grossen Firma wird hinzugerufen. Eigentlich möchte man uns nur zu einer anderen Mercedes-Werkstatt schicken, die sollen inzwischen für den Sprinter zuständig sein und das können. Einen Termin könnte man uns aber nicht besorgen und garantieren. Der Chef kriegt das dann doch hin und wir stehen am nächsten Morgen um 8 Uhr bei Massy motors. |
bei AMG... |
Dort gibt es leckeren Kaffee und viele neue AMG Modelle und wohl auch Sachkompetenz. Thomas muss unterschreiben, dass wir einen Aufpreis zahlen für die Fehlersuche. Wir sind inzwischen zu jeder Unterschrift bereit, Hauptsache der Dicke läuft.
Und Überraschung, schon am nächsten Morgen tut er das auch und es geht mit dem spritzigen turbobelüfteten Motor und leerem Gefährt zurück zum Hotel. Vorher noch eine Wäsche, der Dicke wird richtig verwöhnt |
Abends wieder die Kabine auf das Fahrgestell, kräftig schwitzen dabei, danach duschen, in den Pool und morgens geht es endgültig weiter in Richtung Venezuela. Wir empfinden Euphorie und haben als Langzeitbewohner im Hotel sogar 10% Rabatt bekommen.
Eine Entschädigung für die Fehler der ersten Mercedes Werkstatt bekommen wir auch noch, wir dürfen so viel Öl abholen, dass es für einen Motorölwechsel reicht, immerhin. |
Schlammlawine in Armero... |
Die Fahrt nach Norden führt uns am Nevado del Ruiz, einem Vulkan, vorbei. Der hat bei einem Ausbruch 1985 den ganzen Ort Armero mit einer Schlammlawine zerstört und weit über 22.000 Tote verursacht.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nevado_del_Ruiz Der Ort wurde aufgegeben - die Hauptstraße führt mitten durch die Ruinen und es gibt eine Gedenkstätte für ein 13-jähriges Mädchen, dessen Todeskampf tagelang im Fernsehen übertragen wurde. Eine ganz tragische Stätte, an der wir nicht übernachten wollen. Den Ort mit zahlreichen Kreuzen und der Hauptgedenkstätte für das Mädchen schauen wir uns am nächsten Tag trotzdem an. |
Unfassbar, was so eine Schlammlawine anrichten kann und zusammen mit dem Schutt der zerstörten Häuser unter sich begräbt.
Das Schicksal der gestorbenen Menschen relativiert unsere eigenen Probleme, die allerdings dazu führen, dass am nächsten Morgen in der Nähe von Bogota wieder ein Mercedes Händler angesteuert werden muss. Das Auto hat wenig Leistung, teilweise müssen wir auf gerade Strecke runterschalten bis in den zweiten Gang. Wir lassen das Auto erneut auslesen und müssen dafür mit dem letzten Mercedes Händler telefonieren. Der verrät den Trick: einfach ein falsches Baujahr eingeben, dann kann der Computer mit unserem Auto reden. |
Strom... |
Erneut fällt auf, dass unsere Batterie nicht richtig geladen wird. Uns muss auf dem Hof der Mercedes Werkstatt Starthilfe gegeben werden. Eine neue Batterie soll 450 Dollar kosten. Kolumbien kann auch teuer sein. Wir fahren erstmal weiter, da die Batterie gar nicht vorrätig ist.
Tja, dafür macht das Auto am nächsten Morgen nur noch klack und nichts springt an. Es hält jemand an und gibt uns Starthilfe, es bleibt beim klack und nichts springt an. Der Helfer kennt aber einen Elektriker, den er als Kühlschrank gespeichert hat -der soll in 20 Minuten bei uns sein und helfen. Wir wissen nicht, ob er eingefroren ist, er taucht nicht auf. Nach einer Stunde rufen wir ihn an und er meint, er sei auf dem Weg. Wir lernen Oscar kennen, einen Fahrzeug-Elektriker. |
Er hat eine geladene gebrauchte Starterbatterie dabei und nach Austausch: oh Wunder, unser Auto springt sofort an. Oscar kümmert sich gleich am nächsten Tag um unser Auto und leiht uns bis dahin seine Batterie. Wir schlafen bei ihm ganz in der Nähe und am Morgen springt das Auto erneut nicht an. Oscar schickt einen Mitarbeiter mit dem Fahrrad, es sind nur 300 m und der Mann bringt eine weitere Starterbatterie mit. Dickie springt an und wir fahren zur Werkstatt.
Ohne jetzt mit allzu vielen Details langweilen zu wollen, die nächsten 1-2 Tage wird viel am Auto gemacht, eine neue Starterbatterie gekauft (150 €) und eingebaut und eine neue Aufbaubatterie wird auch bestellt. Unser Kühlschrank lief nämlich die letzten Tage immer über die Starterbatterie und machte die deshalb leer. |
bei Oscar in Tenjo... |
Wir lernen das nette Örtchen Tenjo samt Umgebung kennen und mögen die schweizerisch anmutende Landschaft sehr. Der beleuchtete Zentralplatz mit sehr viel Weihnachtsschmuck und einem tollen Cafe versüßt uns die Wartezeiten.
Neben unserem Schlafplatz inmitten netter, aufwändig beleuchteter Reihenhäuser weiden Kühe, allerdings wird nachts auch ausgiebig mit lauter Musik gefeiert. Es steht mal wieder ein Feiertag vor der Tür und |
weitere Teile werden erst am Montag verfügbar, es wird Dienstag werden und wir verbringen Tag um Tag in 2.600 m Höhe bei angenehmen Temperaturen und immer schönem Wetter.
Wir lernen erneut, dass man sich aufregen kann, wenn die Dinge nicht funktionieren oder eben südamerikanisch lange dauern, man kann es aber auch lassen und das Beste daraus machen. Das gelingt uns und wir bestellen noch ein neues Autoradio und lassen weitere Kleinigkeiten richten. Es waren schöne Tage bei Oscar und seinem Team. |
Gottesdienst in der Salzkathedrale... |
Den Sonntag nutzen wir sogar für einen Kirchbesuch in der Salzkathedrale und das ist ein echtes Highlight. In einem lange betriebenen Salzbergwerk hatten die Arbeiter kleine Kapellen eingerichtet und dort dem Herrgott gedankt, dass sie bei der gefährlichen Arbeit überlebten.
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Die durch den Salzabbau freigelegten Höhlen wurden schließlich so groß, dass eine richtige Kathedrale errichtet werden konnte. In einem Seitenschiff finden regelmäßig Gottesdienste statt und wir schaffen es zum Hauptgottesdienst am Sonntag. Faszinierende Veranstaltung.
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am Hoyo del Aire... |
Nächstes Ziel Richtung Norden ist eine geologische Besonderheit. Ein kreisrundes riesiges Loch in der Oberfläche. Eine ähnliche Naturerscheinung gibt es wohl nur in Venezuela und da braucht man ein Flugzeug, um hinzukommen. Also auf zum Hoyo del Aire, wie sich herausstellt auf mega schlechter ungepflasterter Straße.
Auch die unmittelbare Zufahrt finden wir zunächst nicht - die Anwohner helfen uns und letztlich endet die steile, enge Straße (ok, der Weg...) an einem Platz, der sich auch wunderbar für eine Übernachtung anbietet. Ein Anwohner zeigt uns den Weg zum Loch und läuft auch gleich mit. Die Drohne in der Hand stürzt Thomas nach wenigen Metern unglücklich auf sein Knie und blutet ordentlich. Ein Kommentar zum entsprechenden Status beschreibt das ganze als typisches Jungsknie. |
Das Loch mit ungefähr 130 m Durchmesser und 350 m Tiefe ist wirklich beeindruckend und angeblich liegen schon fünf Drohnen unten drinne. Thomas muss trotzdem fliegen und ist halt sehr vorsichtig. Das Knie ist ja schon kaputt und die Drohne bleibt unbeschädigt erhalten.
Schwierige Entscheidung am nächsten Morgen: Christin möchte den ganzen Weg zurückfahren und ist sich mit Google Maps einig. Thomas will weiter und die alternative Route fahren. Da er am Steuer sitzt, fahren wir nicht zurück und es geht auf engen Schleifen und auf schlechten Wegen Richtung Hauptstraße. Unser Auto zeigt, was es kann. Wir lernen auch, dass die gelegentliche Kraftlosigkeit des Autos nur morgens und vorübergehend ist. Wenn er Betriebstemperatur hat, kurz ausmachen und danach ist alles in Ordnung. Unerklärliche Elektronik, irgendwo werden wir das später richten lassen. |
so war das nicht geplant... |
Jedenfalls fahren wir bei brütender Hitze weiterhin Richtung Venezuela und freuen uns auf die Berge hinter dem großen Ort Bucaramanga. Obwohl es schon dunkel wird sind wir sicher, dass wir in über 1.500 m rasch ein Plätzchen finden werden um zu übernachten. Über 1.500 m ist wichtig, da dann die Nachttemperaturen angenehm werden und nicht bei knapp unter 30 Grad verharren. Als irgendwann Regen einsetzt und es wirklich stockdunkel wird beginnen zarte Zweifel.
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Die Straße windet sich in Serpentinen immer höher und es gibt keinen einzigen Platz für eine Pause. Erst bei ungefähr 3.000 m Seehöhe findet sich eine Tankstelle und daneben eine ebene Fläche, auf der mehrere LKW parken. Wir fragen und dürfen stehen bleiben. Ganz in der Nähe liegt wohl irgendein totes Tier -der Geruch ist jedenfalls nicht angenehm. Nicht jede Nacht stehen wir an einem perfekten Platz und dieser war absolut letzte Wahl, aber eben das einzige Angebot.
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auf nach Venezuela... |
Am nächsten Morgen überqueren wir den Rest dieser dritten Andenkette. Die Anden begleiten uns ja schon seit Ushuaia und hier haben sie sich in drei verschiedene nebeneinander liegende Gebirgszüge aufgelöst. Der östliche Teil dieser Anden wirkt hier fast wieder wie eine Hochebene und es muss das Weltzentrum des Zwiebelanbaus sein.
Allerdings erspähen wir auch Erdbeerfelder und da müssen wir natürlich kurz vor Weihnachten ein paar von probieren. Geschmacklich nicht überzeugend, da freuen wir uns mal auf den Mai/Juni in Deutschland.Irgendwann beginnen wieder neue Serpentinen und jetzt geht es steil bergab Richtung Cúcuta. Das ist der als nicht hübsch und unsicher beschriebene Grenzort vor Venezuela. |
Also lieber ein letzter Stopp in einem Dorf eine Stunde vorher.
Wieder ein sehr netter zentraler Platz und wir haben natürlich 'Glück' und erwischen eine Art Dorffest für Kinder. Die Beschallung durch eine örtliche Kneipe hält uns bis Mitternacht wach. Ganz früh morgens fahren wir weiter, Frühstück soll direkt vor der Grenze stattfinden. Auf dem Weg sehen wir drastisch sinkende Dieselpreise. Offensichtlich ist das Grenzgebiet durch irgendeine Maßnahme begünstigt und wir tanken für 45 Cent/Liter alles randvoll. Ob und wann es in Venezuela Diesel gibt, wird sehr unterschiedlich von anderen Reisenden beschrieben. Dazu im nächsten Bericht über das 10. Land unserer Südamerikatour mehr. |