Die Einreise... |
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von Cúcuta
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Los geht es... |
Mit dem TIP steigen wir in den Dicken und es geht los. Wir haben viel gehört und gelesen von und über Venezuela.
Die Versorgung mit Diesel ist wohl möglich, aber schwierig. Deshalb haben wir den Tank und sogar beide Ersatzkanister gefüllt. Lebensmittel sollen teuer sein, wir haben von Hunger und Unterernährung gelesen und unsere Vorräte deshalb noch einmal aufgefüllt. Die Straßen sollen zum Teil sehr schlecht sein, als Währung wird empfohlen, Dollars dabei zu haben. Haben wir, also nichts wie los. |
Unser erster Eindruck: die Menschen freuen sich, dass wir da sind. Überall wird gehupt, wir sehen sogar deutlich mehr gereckte Daumen als in Kolumbien und das will schon was heißen.
Nach ca. einer Stunde auf einer ganz guten Straße finden wir am Straßenrand ein großes Restaurant. Es riecht nach Holzkohlengrill und ist voll und schlagartig haben wir beide Appetit. Das Essen ist richtig fein und bezahlbar und der Preis steht in Dollar auf der Karte. |
San Cristobal... |
Wir übernachten in San Cristobal im Innenhof eines Hotels, dessen Chef den Ruf hat, Overlandern zu helfen. Der fährt mit uns freundlicherweise auch gleich ins Zentrum um SIM Karten zu kaufen.
Leider machte der von ihm bevorzugte Anbieter gerade sein Geschäft zu, wir müssen andere SIM Karten kaufen. Das bereuen wir in den nächsten Tagen ziemlich. Die Versorgung mit dieser Karte ist miserabel. Auf dem Weg in Richtung Nord-Osten ist es dann so, wie von anderen Overlandern beschrieben: |
leere vierspurige Straßen, die Natur holt sich langsam alles wieder zurück.
Aus ursprünglich zweispurigen Straßen ist nur noch eine Spur befahrbar, alles wächst wieder zu. Auf den Hauptstraßen sonst überraschend wenig Schlaglöcher, wir hatten viel mehr erwartet. In den Orten wird Sprit in Flaschen am Straßenrand angeboten. Die sonst in Südamerika üblichen kleinen Stände fehlen fast überall. Manchmal hängen am Straßenrand - ungekühlt - zerteilte Schweine zum Verkauf. Ohne Fliegen. |
in Mérida auf
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Unser Ziel ist Mérida, eines der Highlights in Venezuela. Für uns hat Mérida noch einen anderen Vorteil: der Ort liegt auf ca. 1.600 m Höhe, das heißt, die Nächte versprechen, kühler zu werden. Wir docken uns auch hier an ein Hotel an und lernen dort - eher zufällig - Marion, Frank und die kleine Luna-Mira persönlich kennen. Per WhatsApp hatten wir vorher schon Kontakt! Schön ist sie, die Overlander-Welt.
Mérida beginnt zwar in vielen Bereichen zu verfallen, aber diese Stadt scheint zu leben. Auf den Straßen viele Menschen, volle Geschäfte und sogar kleine Märkte finden wir hier. Hier scheinen alle für das bevorstehende Weihnachtsfest einzukaufen. Auch wir kaufen einen kleinen künstlichen Tannenbaum, ein paar Kugeln und eine Nikolausmütze… Am nächsten Morgen stürmen wir DIE Sehenswürdigkeit Méridas, die Seilbahn. Es geht hoch hinaus mit der längsten Personenseilbahn der Welt auf den 4.765 m hohen Pico Espejo. 2016 in vier Sektionen unterteilt neu gebaut von der Firma Doppelmayr. |
Wir Ausländer bezahlen das Doppelte vom Preis der Einheimischen, völlig zu Recht. Was wir dafür bekommen, merken wir erst viel später: Mit einem gelben Band um den Arm werden wir immer wieder herausgewunken. Nix Schlange stehen. Wir dürfen als Erste in die Bahnen einsteigen, auf die VIP Plätze in der ersten Reihe. Wir bekommen einen WLAN Zugang, der selbst an der Endstation beeindruckend schnell ist. Und wir bekommen „kostenlos“ jeder einen Gutschein für ein Getränk.
Eigentlich wollten wir hoch- und gleich wieder runterfahren und dann weiter. Aber sooo geht das nicht. Auf jeder luxeriösen Zwischenstation müssen wir mindestens eine halbe Stunde verbringen, bis wir - als Gruppe gerufen werden und in die nächste Gondel steigen dürfen. Die Zeit können wir mit kleinen Spaziergängen oder Geld ausgeben verbringen. Essen, Getränke, Erinnerungs-Schnickschnack und sogar Reiten wird angeboten. Uns ist bewußt, dass nur die ganz reichen Venezolaner sich diese Gondelfahrt überhaupt leisten können. |
ein letztes Mal über die Anden... |
Die nächste Etappe zeigt die Anden noch einmal… von 1.600 m über 3.600 m auf 600 m runter.
Der Dicke schluckt und Chris möchte schon gerne tanken. Thomas ist entspannter: wir haben einen riesigen 170 l Tank und weitere 40 l in Kanistern. Trotzdem wäre es beruhigend, einfach mal an einer geöffneten Tankstelle vorbei zu fahren, die Diesel hat. Tankstellen, die Benzin anbieten, sehen wir vereinzelt. Man erkennt sie leicht an den kilometerlangen Warteschlangen davor. Aber alles Suchen und Fragen ist erfolglos. Wie gut, dass wir noch nicht tanken müssen… Plötzlich kommt eine WhatsApp von Marion: sie schickt einen Punkt, wo sie unterwegs tanken konnten - direkt auf unserer Strecke. |
Sie empfiehlt, nicht hinter zahllosen Bussen und LKW zu warten, sondern direkt an der Zapfsäule mit dem Chef zu sprechen. Der will von uns wissen, wieviel Diesel wir denn brauchen.
Ca. 90 Liter. Dollarizado. Was? Ja, Zahlung nur in Dollars. Wir dürfen an den vielen LKW vorbei fahren, die natürlich ein Vielfaches tanken wollen. Keiner beschwert sich hier. Wir tanken voll, bezahlen den Einheitspreis von US $ 0,50 je Liter und fahren erleichtert weiter. Die Einheimischen scheinen zu wissen, wann welche Tankstelle mit welchem Sprit beliefert wird. Ob diese Info über WhatsApp Gruppen verteilt wird? Sprit in Cola-Flaschen haben wir nur grenznah gesehen… |
Übernachtung in Maracay... |
In Maracay suchen wir uns einen Stellplatz und stellen fest, dass die Menschen hier oft auch Angst vor uns haben. Einen ersten Platz verwerfen wir deshalb, zu viele Leute erzählen uns, hier sei es nicht ok.
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Wir fahren weiter und nach einer ruhigen, wenn auch sehr warmen Nacht neben einem Schul- und Sportgelände, das gleich um die Ecke liegt, geht es weiter nach Caracas.
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Weihnachten in Caracas... |
Unser Stellplatz in Caracas liegt auf ca. 1.000 m Höhe in einem Nationalpark. Hier, mit toller Sicht auf die Stadt feiern wir den heiligen Abend. Von den Mitarbeitern des Nationalparks bekommen wir das traditionelle kolumbianische und venezolanische Essen geschenkt, in Bananenblätter eingewickelte große Hallacas, die wir nur erhitzen müssen.
Leckere Maisfladen, gefüllt mit Fleisch, Gemüse, Oliven, Sultaninen, Kräutern und Gewürzen. Die für den 1. Feiertag geplante Stadtbesichtigung lassen wir ausfallen. Nach so vielen Tagen sitzend im Auto lädt der Nationalpark zu einer Wanderung. Es tut gut, sich mal wieder zu bewegen, aber so eine Strecke haben wir dann doch nicht erwartet. |
Von 1.000 m Höhe geht es richtig steil hoch bis zum Kamm, dem Picacho de Galipan auf 1.900 m Höhe.
Leider fällt die Belohnung aus: wir hatten so sehr auf eine gute Sicht auf das karibische Meer gehofft. Aber: nur Nebel. Immerhin erspähen wir einige Orchideen am Wegesrand. Störend die vielen Pickups, als Toyota, Ford und ähnliche Sticker, die den Weg hoch- und wieder runter schnaufen. Und weil wir noch nicht genug gelaufen sind, gönnen wir uns auf dem Rückweg einen kleinen Umweg. Insgesamt sind wir also ca. 1.000 m hoch und dann wieder runtergelaufen. Interessanterweise hält sich der Muskelkater in den nächsten Tagen in Grenzen. |
Karibikstrand bei Patanemo... |
Jetzt zieht uns die Karibik aber dann schon an… Marion, Frank und Mira-Luna haben einen schönen Platz in Patanemo gefunden, da wollen wir jetzt auch hin.
Und - obwohl irgendwie am Ende der Welt - treffen wir dort nicht nur die drei, sondern sogar noch drei argentinische Overlander in T2-Bussen. In einer Wagenburg verbringen wir die erste Nacht, dann fahren die Argentinier weiter… Mit Marion, Frank und Mira-Luna verbringen wir zwei tolle Tage. Die Männer putzen Fische, die dann gegrillt werden. |
Das Wasser ist hier fast glasklar, so etwas haben wir an der ganzen Karibikküste noch nicht erlebt.
Dann heißt es Abschied nehmen, denn wir fahren nun wieder Richtung Westen, wir wollen rechtzeitig zur Verschiffung in Cartagena sein. Wir halten noch für eine Nacht im Morrocoy Nationalpark, sind aber enttäuscht. Strände gibt es keine, man muss dazu wohl auf eine der vorgelagerten Inseln fahren. Wir übernachten in der Nähe des Yachthafens. Wir sehen nicht nur Kähne, hier gibt es auch richtig beeindruckende Yachten. |