Halbinsel Paraguaná und Weltkulturerbe in Coro... |
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Caracas,
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Maracaibo... |
Unsere letzte lange Etappe nach Maracaibo gehört zu den langweiligsten seit langem. Die Straße ist - wie mit einem Lineal gezogen - schnurgerade. Die Landschaft ändert sich nur wenig. Am Straßenrand zerfallene Häuser, keine Geschäfte, die wenigen bewohnten Häuser trostlos, die Menschen wirken verloren. „Von was leben die Menschen hier?“ fragen wir uns. Landwirtschaft kann man sich auf den sandigen, trockenen, Böden schwer vorstellen. Hier wachsen nur Dornen und Gestrüpp. Und die paar Ziegen oder wenigen Kühe???
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Wir sind gottfroh, als wir in Maracaibo über die, bei ihrer Fertigstellung, längste Spannseilbrücke der Welt (gut 8 km) fahren. Die ist allerdings auch so alt wie Thomas. Dort soll es einen schönen Stellplatz bei einem Restaurant geben, das wir ansteuern. Das Restaurant ist geschlossen, wir dürfen trotzdem auf dem Parkplatz stehen und werden lecker (und nicht ganz billig) bekocht. Als um Mitternacht Raketen und Böller knallen, schlafen wir schon. Leider feiert ein Nachbar mit einer Boombox die komplette Nacht durch. Ohne Gäste….
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Maracaibo... |
Zum Abschluss sehen wir uns noch Maracaibo an. Auch hier ist das historische Zentrum erschreckend verlassen. Ob das an der Tageszeit liegt oder daran, dass Neujahr ist, wissen wir nicht. Am nächsten Morgen (Montag) bietet sich uns leider das selbe Bild.
Die Geschäfte sind geschlossen und oder verfallen, die wenigen Menschen wirken verzweifelt und hoffnungslos. Die sozialistischen Prachtbauten- alle nach der sozialistischen Revolution errichtet - wirken lächerlich in dieser Umgebung. Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Kirche „La Chinita“, die Rosenkranz-Basilika, ein berühmter Wallfahrtsort. Als wir eintreten, stockt uns der Atem. So etwas haben wir noch nie gesehen. Die Bänke schneeweiß, die Kirche mit Klimaanlagen runtergekühlt. Die wenigen anderen Besucher bringen Blumen. |
Auch beim Rückweg zum Auto ist das Zentrum wie ausgestorben. Ein sturzbetrunkener Mann präsentiert uns laut seine Tochter, ein ca. 1,5 Jahre altes, auf einem Tisch regungslos sitzendes Kind. Hilflos und überfordert laufen wir weiter. Wir können hier nichts tun.
Endlich im Auto suchen wir einen Platz für die Nacht. Und da wir an einem Supermarkt vorbei fahren, halten wir. Unser erster Supermarkt Besuch in Venezuela. Ein luxuriöser Markt, hier bekommt man alles, vom chilenischen Wein, bis zu Nutella für € 8,50, das kleine Glas. Wir kaufen das allernötigste, die billigste Milch kostet auch über € 2,00. Viel ist hier nicht los. |
arm und reich... |
Wir wollen noch einmal in Maracaibo übernachten, in einem Park direkt am See. Kaum steht der Dicke, fahren nun auch viele Autos auf den Parkplatz. Nagelneue, große SUVs parken neben uns. Innerhalb von ein paar Kilometern sind wir vom armen, verfallenen Zentrum nun in den Bereich der Wohlhabenden gekommen.
Hier spielen und glucksen Kinder, fahren Rad und essen Eis. In einem großen Erlebnisbad rutschen und lachen Menschen allen Alters. (Eintritt: US $ 5,— pro Person) |
Zurück im Auto werden wir vom Fahrer eines großen SUV angesprochen. Ob wir gerne Kaffee trinken? Nun ja, natürlich.
Wortlos drückt er uns ein 250 g Paket venezolanischen Kaffees in die Hand. Wir sind so sprachlos, dass wir mit Mühe ein Dankeschön hervorbringen. Ja, die Schere zwischen arm und reich ist groß und überdeutlich sichtbar in Venezuela. |
es könnt alles so einfach sein... |
Der Grenzübergang läuft erst super entspannt. Innerhalb kürzester Zeit sind wir aus Venezuela ausgereist und haben das TIP abgegeben. Auch der Einreisestempel nach Kolumbien ist schnell im Pass. Der kolumbianische Zoll ist jedoch verschlossen. Ein Security Mann weist uns auf eine Homepage hin. Die kennen wir bereits, aber die Aduana hat doch alle unsere Daten. Nichts zu machen.
Da wir mit der venezolanischen SIM keinen Empfang mehr haben und müssen wir die kolumbianischen Pre-paid Karten erst aufladen. Theoretisch ein Act von üblicherweise zwei Minuten, diesmal brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit, bis wir wieder online sind. Das Hochladen der vom Zoll geforderten Unterlagen funktioniert trotzdem nicht, die Seite ist nicht erreichbar. Nun schreiben wir doch Nancy per WhatsApp an, deren Telefonnummer wir vom Security Mann bekommen haben. Die ruft zurück und erklärt uns, dass der Zoll hier NIE geschlossen sei, alles würde VIRTUELL erfolgen. Helfen kann sie uns trotzdem nicht, ob es an unseren Spanischkenntnissen liegt? Denn Nancy spricht nicht ein Wort englisch. |
Im fünften Gespräch bestellt sie uns für den kommenden Morgen PÜNKTLICH um 7.30 Uhr in ihr Büro. Sie weiß, was pünktlich heißt, sie ist Tochter eines MILITÄRS, verrät sie uns deutlich.
Wir übernachten notgedrungen auf dem staubigsten und mülligsten Parkplatz neben einer Tankstelle und sind sogar bereit, dafür auch noch zu bezahlen. Gegen 23.00 Uhr gelingt es Thomas nach x Versuchen dann doch plötzlich, die geforderten Unterlagen hochzuladen. Immerhin. Und um 7.20 Uhr warten wir PÜNKTLICH an der Pforte der Aduana auf Nancy, die wenige Minuten später kommt. Nach über einer Stunde kommen wir mit klingenden Ohren, aber einem gültigen TIP erleichtert wieder aus dem Büro. Die ersten Meter auf Kolumbiens Straßen und Orten haben für uns etwas von Heim kommen: Noch nie haben wir die vielen Menschen, das Hupen, den Verkehr, die Geschäftigkeit und die kleinen und größeren Läden und Werkstätten so genossen, wie jetzt. |
Unser Fazit: |
Venezuela ist ein wunderschönes Land, an vielen Orten nicht so zersiedelt. Die Menschen sind superfreundlich, hilfsbereit und an uns interessiert.
Und trotzdem erlebt man fast überall Zerfall, Leerstand, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Immerhin sind Millionen Bewohner in den letzten Jahren vor Arbeitslosigkeit, Unterernährung und Hunger geflüchtet. |
Wir haben viele auf ihrer Flucht in Peru, Ecuador und Kolumbien gesehen und einige kennen gelernt.
Sie flüchteten aus einem Land, das auf den größten Erdölreserven der Welt liegt. Ein Land, das auf uns wirkt wie gelähmt und in einer Schockstarre... Wir brauchen jetzt nur eines: einen ruhigen Platz, um diese vielen Eindrücke verarbeiten zu können. |